Die Gewerkschaft kritisiert das Management für unzureichende Gehaltsangebote, während Vertreter des Flughafens befürchten, dass die Streiks die gesamte Luftfahrtbranche gefährden könnten.
Wien. Im Rahmen der Verhandlungen über den Kollektivvertrag für das Flugbegleiterpersonal der AUA haben Gewerkschaft und Angestellte am Donnerstag erneut ihren Standpunkt betont und durch eine Demonstration Druck ausgeübt: 92 Flüge wurden aufgrund einer Betriebsversammlung abgesagt. Die Verhandlungen sollen am kommenden Montag fortgesetzt werden.
Günther Ofner, Vorstand des Wiener Flughafens und Obmann der Luftfahrtbranche in der Wirtschaftskammer (WKO), wirft der Gewerkschaft in WKO-Manier vor, mit ihren Forderungen das gesamte Luftfahrtwesen in Österreich zu gefährden. Ofner äußerte am Donnerstag in einer Aussendung: „Die von vida und AUA-Bordbetriebsrat provozierten Flugausfälle sind eine Kundenvertreibungsaktion und spielen vor allem der AUA-Konkurrenz in die Hände.“ Er betonte weiter: „Sie gefährden nicht nur Tausende Arbeitsplätze in der AUA, sondern in der gesamten Luftfahrtbranche und letztendlich auch am Flughafen und in den Zulieferbetrieben, die alle rücksichtslos in Geiselhaft genommen werden“
Keine Einigung nach 17 Runden
Seit Wochen zieht sich der Konflikt um den Kollektivvertrag hin, trotz 17 Verhandlungsrunden konnte keine Einigung erzielt werden. Hunderte Flüge wurden abgesagt, und die AUA-Führung schätzt den finanziellen Schaden durch den Arbeitsstreit mittlerweile auf 26 Millionen Euro. Darüber hinaus betonte AUA-Sprecherin Sophie Matkovits im Ö1-Mittagsjournal, dass auch ein erheblicher Rufschaden entstanden sei. Auch wenn die Realität von Unternehmerseite gern negiert wird, ist es offensichtlich, dass all dies mit höheren Löhnen verhinderbar gewesen wäre.
Der Bordbetriebsrat der AUA und die Gewerkschaft drängen auf eine Anpassung der Gehälter bei AUA an das Niveau der Lufthansa, was eine Erhöhung um bis zu 40 Prozent bedeuten könnte. Das Management hat angeboten, die Gehälter für Piloten und Flugbegleiter über einen Zeitraum von zwei Jahren um bis zu 18 Prozent und für Kopiloten um bis zu 28 Prozent zu erhöhen. Die AUA-Führung argumentiert, dass eine größere Gehaltserhöhung dazu führen würde, dass 60 Prozent der AUA-Strecken unrentabel werden. Roman Hebenstreit, der Chef von vida, sagte nach der Betriebsversammlung, dass, wenn die AUA-Manager ihr Angebot für eine Erhöhung um 18 beziehungsweise 28 Prozent ernst meinen würden, man „rasch zu einem Ergebnis“ kommen könnte.
Nicht mehr als eine reine Inflationsabgeltung
Tatsächlich beinhalten diese Zahlen auch Prämienbestandteile, die selten erreicht werden, oder es werden Veränderungen bei den Arbeitszeiten gegengerechnet. Der Betriebsrat hat analysiert und festgestellt, dass im Endeffekt dies nicht mehr als eine reine Abgeltung der Inflation wäre. Laut Schätzung des Betriebsrates macht der Anteil der Personalkosten des fliegenden Personals nur elf Prozent aus und würde nur um einige Prozentpunkte steigen, wenn die Forderungen der Arbeitnehmer erfüllt würden, so Hebenstreit. Es gibt auch Überlegungen im Verhandlungsteam für einen schrittweisen Plan, um die Gehälter der AUA an das Niveau der Lufthansa anzupassen, fügte Hebenstreit hinzu.
Der Gewerkschafter berichtete, dass an der Betriebsversammlung über tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilgenommen hätten und die Belegschaft fest hinter dem Verhandlungsteam stünde.
Er richtete seine Kritik insbesondere gegenüber der Führungsebene des Lufthansa-Konzerns: Es würden hohe Dividenden an die Aktionäre und Boni an die Manager ausgeschüttet, während die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die maßgeblich zum Gewinn beitragen, nicht angemessen beteiligt würden. Der Gewerkschafter machte das Management für Flugausfälle verantwortlich.
Quelle: ORF