Wien. Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 55.000 Beschäftigten der österreichischen Eisenbahnen gehen heute in die dritte Runde. Bereits seit dem 22. September ringen Gewerkschaft und Arbeitgeber über Löhne und Arbeitsbedingungen – doch ein Abschluss ist bislang nicht in Sicht.
Während die Metallindustrie am selben Tag wie die Eisenbahner in die Herbstlohnrunde startete und sich bereits nach wenigen Stunden auf einen neuen Kollektivvertrag zum Schaden der Beschäftigten einigte, herrschte bei den Eisenbahnern noch Uneinigkeit. Es ist die Rede davon, dass unter dem Eindruck des Abschlusses in der Metallindustrie die Arbeitgeber weniger kompromissbreit seien. Das ist wenig verwunderlich, weil die Metallindustrie traditionell als richtungsweisend gilt für die KV-Verhandlungen in anderen Bereichen. Es zeigt sich zu was die Sozialpartnerschaft taugt, nämlich faule Kompromisse, die vom Willen der Konzerne abhängt.
Gerhard Tauchner, der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahn in der vida, geht soweit zu sagen, dass man „ziemlich entsetzt“ sei, was am 22. September passiert ist ‚nachdem man bei Vorgesprächen mit dem KV-Abschluss „fast fertig gewesen“ sei. Die Gewerkschaft vida wirft den Arbeitgebern vor, das Momentum des Metallabschlusses genutzt zu haben, um den Druck auf die Arbeitnehmerseite zu erhöhen. Nach einer angespannten ersten Runde folgte am 1. Oktober jedoch eine konstruktivere Gesprächsatmosphäre, betonte die sozialdemokratische Gewerkschaftsführung.
Verhandlungsbasis: Drei Prozent Inflation
Grundlage für die Verhandlungen bildet die rollierende Inflation von Oktober 2024 bis September 2025, die bei drei Prozent liegt. Sie dient als Referenzgröße für Lohnsteigerungen in vielen Branchen. Doch die Erwartungen sind unterschiedlich: Während die Arbeitgeber auf „maßvolle“ Erhöhungen pochen, verweist die Gewerkschaft auf die hohe Belastung der Beschäftigten durch Schichtdienste, steigende Lebenshaltungskosten und Personalengpässe. Ob ein Reallohnverlust unter sozialpartnerschaftlichen Maßgaben vermieden werden kann bleibt fraglich, denn auch wenn die Gewerkschaft vida poltert darf man sich nicht in die Irre führen lassen. Während die Metallarbeiter also erstmals seit Jahren einen Abschluss unter der Teuerungsrate wegen der Kampfscheue der Gewerkschaftsführung hinnehmen mussten, stehen die Eisenbahner nun vor der Frage, ob sie ein ähnliches Ergebnis akzeptieren oder eine härtere Gangart einschlägt.
Mit der dritten Verhandlungsrunde steigen die Erwartungen an beide Seiten. Für die Gewerkschaft vida steht viel auf dem Spiel: Ein Abschluss unter der Inflation könnte als weiterer Präzedenzfall gelten und auch andere Branchen unter Druck setzen.
Quelle: ORF/Zeitung der Arbeit/Zeitung der Arbeit