Neue Daten von Oxfam und der Stiglitz-Kommission zeigen eine dramatische Zuspitzung der globalen Ungleichheit: Das reichste Prozent besitzt fast die Hälfte des Weltvermögens, während die ärmere Hälfte der Menschheit kaum mehr als ein Prozent hält.
Die neuesten Analysen der Stiglitz-Kommission und von Oxfam zeichnen ein eindeutiges Bild: Die Konzentration des weltweiten Vermögens erreicht Ausmaße, die nicht mehr mit sozialen, demokratischen oder wirtschaftlichen Grundlagen einer stabilen Gesellschaft vereinbar sind.
In nur einem Jahr haben die Milliardäre der Erde ihr Vermögen um 16,5 Prozent gesteigert. Das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung hält mittlerweile 46 Prozent des globalen Vermögens. Die ärmere Hälfte der Menschheit – rund vier Milliarden Menschen, die unter der Armutsgrenze leben – besitzt lediglich 1 Prozent davon. Das Vermögen, das allein im Jahr 2024 neu von Milliardären der G20-Länder angehäuft wurde, entspricht exakt jener Summe, die nötig wäre, um 3,8 Milliarden Menschen ein Jahr lang aus der Armut zu befreien.
Vier Milliarden Menschen unter der Armutsgrenze
Diese Schieflage ist kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen, die auf ein auf Profit beruhendes System zurückzuführen sind – dem Kapitalismus. Zwischen 2000 und 2024 ist die private Weltvermögenssumme zwar rasant gestiegen, doch 41 Prozent dieses Zuwachses entfielen auf das oberste 1 Prozent. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung erhielt davon nur ein Prozent. Eine solche Disparität ist laut Oxfam kein bloßer moralischer Missstand, sondern ein strukturelles Risiko: Extreme Ungleichheit untergräbt soziale Mobilität, zerstört gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährdet letztlich demokratische Ordnungen.
Der Kern des Problems ist inzwischen offensichtlich: Die drastische Konzentration von Reichtum produziert Armut, Instabilität und politischen Stillstand. Die Gesellschaft kann sich ihre Reichen nicht länger leisten.
Keine Relation
Der Reichtum an der Spitze wächst in Dimensionen, die jedem Verhältnis entgleiten. Das Vermögen einiger weniger Supermilliardäre wuchs 2024 von 13,4 auf 15,6 Billionen Dollar – ein Sprung, der höher liegt als jener Betrag, der Menschen, die heute mit weniger als 8,30 Dollar pro Tag leben, ein ganzes Jahr lang ein Existenzminimum sichern könnte.
Gleichzeitig stagnieren öffentliche Vermögen weltweit oder erodieren sogar. Viele Staaten verlieren Handlungsspielräume, verschulden sich in Rekordhöhe und müssen grundlegende Aufgaben vernachlässigen: Bildung, Gesundheit, Infrastruktur – jene Bereiche, die das Leben der Mehrheit bestimmen. Während sich private Vermögen an der Spitze verdichten, schrumpft die Fähigkeit der Staaten, ihre Bevölkerung mit elementaren Diensten zu versorgen.
Dies führt zu einer paradoxen, aber eindeutigen Realität: Eine winzige Oberschicht häuft Reichtum in einem Tempo an, das alle sozialen Systeme überfordert – und alle demokratischen Institutionen schwächt.
Die Zahlen zeigen, dass die derzeitige Ordnung nicht nur ungerecht, sondern instabil ist. Eine Gesellschaft, in der das Vermögen nach oben explodiert, während grundlegende Bedürfnisse für Milliarden Menschen unerfüllbar bleiben, kann nicht ewig halten. Wie lange es wohl noch dauern wird, bis sich die Arbeiterklasse all das zurückholt, was ihr seit Jahrzehnten genommen wird?













































































