Wien. Nach der Tötung zweier Frauen in Wien-Mariahilf, die am späten Donnerstagnachmittag entdeckt worden waren, ist am Samstag unverändert die Fahndung nach dem Lebensgefährten der 32-jährigen Mutter gelaufen. Mit dem jüngsten Mord an der Mutter und ihrer fünfzehnjährigen Tochter erhöht sich die Zahl der Frauenmorde durch Täter in ihrem nächsten Umfeld in Österreich auf 21 in diesem Jahr.
Das Motiv ist noch unklar. Gefunden wurden die Opfer, nachdem die beiden Brüder bzw. Söhne, die neun und sieben Jahre alt sind, in einer Ordination auftauchten und die Mutter nicht erreichbar war. Die Ärztin alarmierte die Polizei, die die beiden Leichen fand. Berichten zufolge sei der Partner der Frau am Vorabend anwesend gewesen, aber am Morgen, als die Brüder aufstanden, nicht mehr in der Wohnung auffindbar.
Es scheint brennend notwendig, über die sozialen Gründe dieser speziellen Form der Gewalt, die der Mann gegen die Frau ausübt, nachzudenken. Die Täter sind oder waren in den meisten Fällen verbunden mit ihren Opfern, auf einer zwischenmenschlichen, sexuellen oder familiären Ebene. Es besteht kein Zweifel an der Notwendigkeit, dass der Rechtsrahmen für die Täter solcher Verbrechen verschärft werden muss.
Schutz und Unterstützung für Opfer muss verstärkt werden
Aber im Grunde wird eine Verschärfung der Gesetze nicht wirksam, ohne dass Maßnahmen zum Schutz, zur Unterstützung und eine wirkliche Hilfe für Frauen, die mit gewalttätigen, krankmachenden zwischenmenschlichen und familiären Beziehungen konfrontiert sind, gesetzt werden. Maßnahmen, die bisher keine der Regierungen eingeführt hat. Der österreichische Gewaltschutz ist nicht ausreichend und die steigenden Zahlen führen zu nichts weiter als Lippenbekenntnisse.
Die soziale Lage ist der Ausgangspunkt
Wenngleich im aktuellen Fall keine dokumentierte Vorgeschichte bekannt ist, zeigt die Realität, dass den tödlichen Auswirkungen der Gewalt gegen Frauen vielfach auch dann nicht entgehen, wenn sie sich an die Polizei gewandt, Klagen und einstweilige Verfügungen eingereicht hatten. Der Mangel an wissenschaftlicher, rechtlicher, sozialer und finanzieller Unterstützung durch staatliche Strukturen sorgt dafür, dass die notwendige Hilfe und Unterstützung ausbleibt. Leistbarer Wohnraum, umfassende Kinderbetreuung, ausreichend Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Betreuung von Opfern von Gewalt an Frauen sind nur drei der Punkte, die die Situation von Frauen verbessern würden.
Änderungen in der Strafgesetzgebung reichen nicht aus, um Gewalt oder Mord an Frauen zu verhindern, sie schrecken die Täter an sich nicht ab. Sie gewährleisten den umfassenden Schutz der Frauen vor den Faktoren nicht, die sie Unsicherheit und Gewalt aussetzen. Miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen, reaktionären Sichtweisen, wie sie sich in religiösen Dogmen, sozialen Gewohnheiten und Verhaltensweisen, zwischenmenschlichen und familiären Beziehungen widerspiegeln, werden hierdurch nicht berührt. Es braucht beides, juristische und soziale Maßnahmen, um gegen Gewalt gegen Frauen kämpfen zu können.
Quelle: APA