HomeKlassenkampfFrauen928 Euro weniger Pension für Frauen in Tirol

928 Euro weniger Pension für Frauen in Tirol

Heute ist in Tirol Equal Pension Day, weil Frauen im Schnitt 928 Euro weniger Pension als Männer bekommen. Tirol ist aber nicht der Spitzenreiter der österreichischen Bundesländer mit dieser Zahl, sondern liegt hinter Vorarlberg und Oberösterreich. Die Gründe hierfür sind unbezahlte Arbeit und niedrigere Löhne.

Innsbruck. Männer haben bis heute in Tirol im Schnitt so viel Pension erhalten wie Frauen im ganzen Jahr. Tirolerinnen bekommen monatlich durchschnittlich 928 Euro weniger Pension als Tiroler. Mit dieser satten Differenz liegt das westliche Bundesland aber nicht einmal an der Spitze des sogenannten Gender Pension Gaps in Österreich, denn in Oberösterreich und Vorarlberg ist der Unterschied noch größer.

Der Gender Pension Gap betrug in Österreich 2022 41,06 Prozent (2021: 41,58 Prozent) oder 150 Tage weniger Pension. Die Pension von Männern betrug durchschnittlich 2.103 Euro brutto, für Frauen 1.239 Euro brutto. In Tirol erzielen Männer eine durchschnittliche Pension von 2.106 Euro, bei Frauen sind es lediglich 1.178 Euro – das ist ein Unterschied von 44,1 Prozent. 

Geringe Löhne und Gender Pay Gap

Die Gründe, die hierfür ausgemacht werden können, liegen auf der Hand. Frauen sind für die unbezahlte Sorgearbeit in der traditionell geprägten österreichischen Gesellschaft zuständig. Darüber hinaus wird feminisierte Arbeit, also Arbeitsbereiche, in denen primär Frauen arbeiten, abgewertet und schlechter bezahlt, wie die soziologische Forschung deutlich zeigen konnte. Der Gender Pay Gap liegt in Österreich bei knapp unter 20 Prozent.

Unbezahlte Sorge- und Reprodutkionsarbeit

Dass Frauen primär für die Sorgearbeit verantwortlich gemacht werden, hat sich in der Pandemie sogar weiter verschärft, zeigt sich aber auch an der Erwerbsstatistik und den geleisteten Arbeitsstunden. Nach der Geburt des ersten Kindes reduziert sich die Stundenzahl im Bereich der bezahlten Arbeit für Frauen (Aktive Teilzeitquote (ILO) – mit Kindern unter 15 Jahren 2021: 72,8 Prozent), während diese bei Männern (Aktive Teilzeitquote (ILO) – mit Kindern unter 15 Jahren 2021: 6,8 Prozent) sogar zunimmt. Wenn man sich anschaut, wer in Österreich das Kinderbetreuungsgeld bezieht, zeigt sich ebenfalls ein eindeutiges Bild. 89 Prozent der BezieherInnen des pauschalen Kinderbetreuungsgeldes sind Mütter, aber auch beim einkommensabhängigen liegen sie vorne.

Ausbau der Kinderbetreuung und der Pflege

Im Bereich der öffentlichen Kinderbetreuung gibt es in Österreich viel Aufholbedarf. Im EU-Vergleich liegt man bei den Betreuungsquoten unterhalb der ausgegebenen Ziele, und Mütter werden nach wie vor hauptverantwortlich für die Betreuung gemacht, wenngleich proklamiert wird, dass es ja eine individuelle Entscheidung sei und man in Österreich Wahlmöglichkeiten habe. Das entspricht aber nicht der Realität von Müttern.

Aber auch in der Pflege für ältere Menschen zeigen sich viele Lücken, die in der Regel durch Frauen, Töchter oder Schwiegertöchter gefüllt werden, was eine Erwerbstätigkeit im Ausmaß von Vollzeit vielfach unmöglich macht. Von Reproduktionstätigkeiten im Haushalt, die nach wie vor auch in der Regel von Frauen geleistet werden, ganz zu schweigen. 

All dies hat den enormen Gender Pension Gap zur Folge und erhöht für Frauen nicht erst in der Pension Abhängigkeiten sowie Armutsrisiken. Neben dem Ausbau von öffentlicher und qualitätsvoller Pflegeeinrichtungen und ganztägiger Kinderbetreuungsangebote braucht es ein gesellschaftliches Umdenken und eine Arbeitszeitverkürzung. Wenngleich klar sein muss, dass die Grundlage für die wirkliche Gleichberechtigung der Frau erst im Sozialismus geschaffen werden kann.

Quelle: ORF/Städtebund/Statistik Austria

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