Vor drei Wochen wurde die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag in der ledererzeugenden Industrie ohne Ergebnis abgebrochen. Die Beschäftigten warten seither auf ein angemessenes Angebot.
Drei Unternehmen sind österreichweit als Standorte der ledererzeugenden Industrie eingetragen: Boxmark Leather mit Sitz im steirischen Feldbach und einem Werk im burgenländischen Jennersdorf, Josef Schmidt Lederfabrik GmbH aus Wagna in der Steiermark sowie Wollsdorf Leder, ebenfalls aus der Steiermark. Produziert wird hauptsächlich für Kunden aus der Automobil‑, Luftfahrt‑, Bahn- und Möbelindustrie, mit einer Exportquote von 90 Prozent. Insgesamt sind bei den drei Unternehmen rund 1.500 Beschäftigte angestellt.
Nachdem bereits die fünfte KV-Verhandlungsrunde am 12. November ergebnislos abgebrochen wurde, gibt es nun erste vorsichtige Signale für Kampfmaßnahmen.
In den kürzlich stattgefundenen acht Betriebsversammlungen beschlossen die Beschäftigten, Kampfmaßnahmen mitzutragen, sollte das nächste Angebot der Arbeitgeber kein Angemessenes sein. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Aussendung der Gewerkschaft PRO-GE fiel der Beschluss einstimmig und unter „überwältigender Beteiligung“.
Das letzte Angebot der Arbeitgeber umfasste eine Lohnerhöhung von lediglich 1,6 Prozent. Angesichts einer Inflation, die derzeit so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist dieses Angebot besonders schamlos. Für November 2021 berechnete Statistik Austria beispielsweise eine Inflationsrate von 4,3 Prozent. Im Oktober betrug sie 3,7 Prozent. Ein solcher Abschluss würde für die Beschäftigten also Reallohnverlust bedeuten. Ebenso im letzten Angebot der Arbeitgeber enthalten war eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 1.300 Euro auf 1.500 Euro bis Ende 2024. Dabei brechen die Arbeitgeber der Ledererzeugenden Industrie laut PRO-GE sogar eine 2017 getroffene Vereinbarung: „Es gibt eine Sozialpartnervereinbarung aus dem Jahr 2017, mit der sich die Wirtschaftskammer dazu bekannt hat, für die Umsetzung des Mindestlohns von 1.500 Euro in allen Branchen bis 2020 zu sorgen.“ Dementsprechend fordern die beiden gewerkschaftlichen Chefverhandler Gerald Kreuzer (PRO-GE) und Albert Steinhauser (GPA) von der Wirtschaftskammer, die Arbeitgeber der Lederindustrie „zur Ordnung zu rufen“. Eine weitere Forderung der Gewerkschaften ist eine rückwirkende Abgeltung für das Jahr 2020, in dem bereits kein Abschluss erzielt werden konnte.