Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing hat 2024 einen Umsatz von 2,66 Milliarden Euro erzielt – ein Plus von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch während die Geschäftszahlen in die Höhe klettern, droht den Beschäftigten ein massiver Kahlschlag: Bis zu 500 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden, wie Gewerkschaft und Betriebsrat bestätigen. Schon heuer könnten rund 200 Stellen, vor allem in der Verwaltung, ins Ausland verlagert werden.
Für die Belegschaft und die Region ist das ein harter Schlag. Betriebsratsvorsitzender Stephan Gruber sprach gegenüber dem ORF von einer „Katastrophe“ für Standort und Region. Auch die Gewerkschaft GPA warnt vor den Folgen, doch die Sozialpartnerschaft und der Lohnverzicht, den sie bereitwillig in Kauf nehmen, retten keine Arbeitsplätze.
Das Management rechtfertigt den geplanten Abbau mit „ausbleibender Markterholung“ und „intensivem Wettbewerb in Asien“. Hinter dieser Rhetorik steht jedoch ein altbekanntes Muster: Während die Gewinne durch Kostensenkungsprogramme und Rationalisierungen steigen, sollen die Beschäftigten für die Krisenstrategie des Konzerns zahlen. Schon 2023 hatte Lenzing ein hartes Sparprogramm aufgelegt, das den Nettogewinn auf Kosten der Belegschaft verbesserte.
Hinzu kommt, dass die Unternehmensführung nach den Skandalen rund um die „Hygiene Austria“ weiterhin mit Vertrauensverlust kämpft. Doch statt Lehren zu ziehen, verschärft sie nun den Kurs der Profitmaximierung. Am Montag sollen eine Betriebsversammlung und eine Sitzung des Aufsichtsrates weitere Klarheit bringen. Doch klar ist schon jetzt: Hier zeigt sich einmal mehr, wie wenig Rücksicht Konzerne auf Beschäftigte und regionale Strukturen nehmen, sobald es um Renditen geht.
Statt Arbeitsplatzabbau im Namen der Konkurrenzfähigkeit braucht es eine Politik im Interesse der Beschäftigten – mit Sicherung der Jobs, demokratischer Kontrolle über die Unternehmensstrategie und einer klaren Absage an Standortlogik und Kapitaldiktat, aber das ist weder von der Regierung noch von den sozialdemokratisch dominierten Gewerkschaften zu erwarten. Hierfür müsste sich die Arbeitsklasse selbst organisieren und für ihre Interessen kämpfen.
Quelle: ORF