Seit Sonntagnacht streiken in der BRD nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi in den logistischen Drehscheiben des US-Konzerns Amazon etwa 1.700 Beschäftigte.
BRD. Es geht um einen Tarifvertrag – konkret: um die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels durch den Konzern sowie den Abschluss eines Tarifvertrages für gute und gesunde Arbeit. Die Unternehmensspitze behauptet hartnäckig, die Tätigkeiten im Versand seien nicht dem Handel, sondern der Logistik zuzurechnen. Deshalb orientiere man sich auch an Entgelten, die in diesem Sektor üblich seien. In der Logistik sind nach Konzernangaben in Deutschland rund 16.000 Menschen fix angestellt, zusätzlich gibt es 10.000 Saisonkräfte. Aktuell betreibt Amazon 15 Logistikzentren, die Kundenbestellungen bearbeiten.
Coronabedingt ist es kein typischer Streik. Kein Marsch durch die Lagerhallen samt Protestkundgebung vor den Toren des Versandzentrums. »Wir organisieren einen Stay-at-home-Streik«, sagte Philip Keens, Verdi-Streikleiter am Amazon-Standort Werne im Kreis Unna, am Montag im Gespräch mit der Tageszeitung Junge Welt: „250 bis 300 Kollegen dürften sich bei uns beteiligen“, schätzt Keens. Genaueres weiß er erst, wenn ihn die verschickten Streikunterlagen an die Kollegen wieder erreichen.
Gewerkschafter beobachten, dass Amazon nichts unversucht lässt, die Streikfront zu schwächen. Mit einer Anwesenheitsprämie für Beschäftigte von zwei Euro extra pro Stunde etwa. In Einzelfällen treten auch unternehmensnahe Betriebsräte auf, um Streikwillige umzustimmen und die Gewerkschaftsarbeit von Verdi schlechtzureden, weiß Keens. Nur: »Betriebsräte hätte Amazon niemals zugelassen, wenn wir nicht permanent Arbeitskämpfe geführt hätten«, betont er.
Quelle: Junge Welt