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Amazon: Milliarden Profite auf Kosten der Gesundheit

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Während in vielen Ländern der Welt weitreichende Ausgangsbeschränkungen gelten, bestellen immer mehr Menschen ihre Waren im Internet. Der größte Profiteur davon ist wohl Amazon. Nichts zu gewinnen haben hingegen die Beschäftigten des Online-Giganten.

Money, Money, Money

280,5 Milliarden US-Dollar konnte Amazon im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 an Umsätzen einfahren, Gewinne wurden dabei in der Höhe von 11,6 Milliarden ausgeschüttet.((https://​www​.handelsblatt​.com/​u​n​t​e​r​n​e​h​m​e​n​/​h​a​n​d​e​l​-​k​o​n​s​u​m​g​u​e​t​e​r​/​o​n​l​i​n​e​-​h​a​e​n​d​l​e​r​-​a​m​a​z​o​n​-​s​t​e​i​g​e​r​t​-​g​e​w​i​n​n​-​u​n​d​-​u​m​s​a​t​z​-​e​u​p​h​o​r​i​e​-​a​n​-​d​e​r​-​b​o​e​r​s​e​/​2​5​4​9​4​0​0​4​.​h​t​m​l​?​t​i​c​k​e​t​=​S​T​-​1​2​0​1​8​7​1​-​v​l​N​g​m​A​z​c​e​l​c​m​M​e​A​r​v​N​G​I​-ap4)) Seit Beginn der Corona-Krise steigen die Profite für den Versandhandel weiter ins Unermessliche. Am 16. April erreichte der Amazon-Aktienkurs seinen bisherigen Höchststand von 2.408,19 Dollar. Freuen darf sich auch Gründer und Vorstandsvorsitzender des Konzernriesen, Jeff Bezos. Sein Privatvermögen liegt derzeit bei 138 Milliarden Dollar – allein seit Jahresbeginn konnte er sein Vermögen um ca. 23 Milliarden Dollar vergrößern. Er ist damit der reichste Mann der Welt.((https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​d​i​g​i​t​e​c​/​a​m​a​z​o​n​-​g​r​u​e​n​d​e​r​-​j​e​f​f​-​b​e​z​o​s​-​i​s​t​-​w​i​e​d​e​r​-​d​e​r​-​r​e​i​c​h​s​t​e​-​m​a​n​n​-​1​6​7​2​5​8​7​6​.​html))

Schikane, Stress und miserable Arbeitsbedingungen

Es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass der Konzern seit Jahren in der Kritik steht, dass er seine Beschäftigten massiv unter Druck setzt und die Arbeitsbedingungen vielfach unter den üblichen arbeitsrechtlichen Standards liegen. Wie die „Kleine Zeitung“ bereits im Juni letzten Jahres berichtete, gibt es auch schwerwiegende Vorwürfe gegen Amazon in Österreich: Ständige Überwachung der Lagerarbeiterinnen und ‑arbeitern, Disziplinierungsmaßnahmen, erniedrigende Vorschriften und vieles mehr.

Dies äußere sich beispielsweise darin, so die Vorwürfe, dass die Beschäftigten, die meisten von ihnen sind Leiharbeiter, einen Scanner als Arbeitsgerät benutzen müssten, der die Arbeitsleistung prüfe. Sollte die Quote, die laut Angaben von Mitarbeitern meist unerreichbar hoch sei, unterschritten werden, würde man automatisch verwarnt werden. Diese Daten sollen schließlich auch zur Entscheidung über eine etwaige Verlängerung oder Kündigung des Dienstverhältnisses herangezogen werden.((https://​www​.derstandard​.at/​s​t​o​r​y​/​2​0​0​0​1​1​1​7​6​8​8​5​2​/​d​e​r​-​p​r​e​i​s​-​d​e​s​-​c​y​b​e​r​m​o​n​d​a​y​-​e​x​-​a​m​a​z​o​n​-​a​n​g​e​s​t​e​l​l​t​e​-​s​c​h​i​l​d​e​r​t​-​s​c​h​l​i​m​m​e​-​a​r​b​e​i​t​s​b​e​d​i​n​g​u​ngen))

Zu Arbeitsbeginn müssten zudem alle persönlichen Gegenstände abgegeben werden. Denn die Beschäftigten der Verteilerzentren würden beim Konzern stets im Generalverdacht stehen, Gegenstände, die sie unerlaubterweise bei sich tragen, aus den Paketen entwendet zu haben. Hierzu habe Amazon Überwachungskameras in den Umkleidekabinen angebracht. Auch bei diversen anderen „Fehlverhalten“, wie dem Tragen falscher Arbeitsbekleidung, würden die Beschäftigten als Strafe mit Disziplinierungsmaßnahmen schikaniert werden.

Der Konzernriese dementiert Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen stets.

Corona-Krise: Gesundheitsgefährdende Praktiken bei Amazon?

In einem Verteilerzentrum in Staten Island, einem Stadtteil von New York, hatten Arbeiterinnen und Arbeiter am 27. März einen Streik organisiert, dem sich rund 50 ihrer Kollegen angeschlossen hatten. Die Streikenden kritisierten die mangelhaften Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Ähnliche Proteste hatte es zuvor bereits in Verteilerzentren in anderen Ländern gegeben, so beispielsweise in Deutschland und Spanien. In New York ging Amazon aber mit aller Härte gegen die Arbeitskämpfe vor: Chris Smalls, jener Amazon-Arbeiter, der den Streik maßgeblich vorbereitete, wurde entlassen – angeblich, weil er dabei die „Richtlinien zur sozialen Distanzierung“ verletzt habe.((https://​www​.amazon​-watchblog​.de/​k​r​i​t​i​k​/​2​1​0​7​-​p​r​o​t​e​s​t​-​c​o​r​o​n​a​-​a​m​a​z​o​n​-​s​t​r​e​i​k​f​u​e​h​r​e​r​-​r​a​u​s​.​html))

Ein Gericht im Pariser Vorort Nanterre schließt sich nun der Kritik der Protestierenden an. Das Gericht urteilte, dass der Konzern nicht ausreichend den Verpflichtungen nachkommen würde, die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Zudem müsse sich Amazon in Frankreich auf den Verkauf von Artikeln beschränken, die während der Corona-Epidemie als „wesentlich“ zu betrachten seien. Für jeden Verzugstag drohe dem Konzern eine Geldstrafe von einer Million Euro. Amazon reagierte sofort und ordnete die Schließung aller sechs Versandlager in Frankreich an. Vorerst sollen die Aktivitäten für fünf Tage bis zum heutigen 20. April eingestellt bleiben. Der Konzern will gegen das Gerichtsurteil berufen.((https://​taz​.de/​N​a​c​h​-​U​r​t​e​i​l​-​i​n​-​F​r​a​n​k​r​e​i​c​h​/​!​5​6​7​9​228/))

Herrenmenschenmentalität

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Von Otto Bruckner, Stv. Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA).

Krisenbedingt werden Methoden und Einstellungen in manchen Branchen sichtbarer. Wer in der Lage ist, Druck auf die Regierung auszuüben, bemerkt man auch bei näherem Hinsehen. Und dass die Menschen in manchen Branchen nichts zählen, ebenfalls.

Große Hilfspakete für die Konzerne: Hieß es anfangs, es werden maximal 120 Millionen Euro pro Betreib gewährt, spricht Finanzminister Gernot Blümel bereits davon, dass das flexibel gehandhabt wird. Mit der AUA und offenbar auch anderen wird über wesentlich höhere Summen gesprochen. Einblick in dieses Geldverschenken wollte man bis jetzt nicht einmal der Opposition im Parlament gewähren. 

Unterdessen schickt Blümel 140 Finanzpolizisten aus, die den Missbrauch der Kurzarbeitsregelung untersuchen und zur Anzeige bringen sollen. Bei der Arbeiterkammer haben sich Beschäftige aus Kurzarbeitsbetrieben gemeldet, die davon berichten, dass sie mehr als vorgesehen arbeiten und die Stundenlisten fälschen müssen. Unter den Konzernen, die Kurzarbeit in Anspruch nehmen, sind übrigens auch solche, die hier gar keine Gewinnsteuern bezahlen: XXX-Lutz hat seinen Hauptsitz im Steuerparadies Malta, nimmt aber österreichische Staatshilfe in Anspruch.

Die Wildwestmethoden in den Billiglohn-Branchen offenbaren die ganze Herrenmenschenmentalität vieler Unternehmer und Großagrarier: Eingeflogenen 24-Stunden-Betreuerinnen werden die Pässe abgenommen, Erntehelfer eingesperrt und zu 72 Wochenstunden verdonnert. Wer nicht kuscht, fliegt raus. Die Großagrarier ebenso wie die Hoteliers in Tirol, die ihre Beschäftigten vor Beginn der Quarantäne einfach auf die Straße gesetzt haben, die Agenturen in der 24-Stundenpflege, die Leiharbeitsbosse, die Arbeiter zu Angestellten machen, um ihnen weniger zahlen zu müssen, sie alle offenbaren, dass der Profit alles, und der Mensch nichts ist. Menschen, die Schwerstarbeit für einen Monatslohn von kaum mehr als 1.000 Euro verrichten müssen, werden dazu noch erniedrigt und gedemütigt. Das ist moralisch verwerflich, aber nicht damit zu erklären. Diese „Herrenmenschen“ sind der blanke Ausdruck des kapitalistischen Profitsystems, das alles in den Boden stampft, was ihm im Weg steht.

Richard Wadani verstorben

In der Nacht auf Sonntag, dem 19. April, ist der bekannte Antifaschist Richard Wadani im 98. Lebensjahr gestorben. Wadani, geboren in eine aus Österreich stammende Familie in Prag, desertierte 1944 erfolgreich aus der Wehrmacht und schloss sich der Tschechoslowakischen Exilarmee an. Richard Wadani war Mitglied der KPÖ, verließ diese aber nach der Niederschlagung des Prager Frühlings.

In der Zweiten Republik engagierte er sich unter anderem als Obmann des Vereins „Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ und kämpfte erfolgreich für die Aberkennung des Ehrengrabes für den Nazi-Piloten Walter Nowotny. Die rückwirkende, pauschale Aufhebung von Urteilen gegen Kriegsdienstverweigerer und andere Widerstandskämpfer sowie die Errichtung des Deserteursdenkmals am Ballhausplatz sind wesentlich auf Wadanis jahrzehntelangen mutigen Einsatz für Gerechtigkeit trotz erbitterter Anfeindungen zurückzuführen.

Ungarn: „Humanitäre und soziale Explosion“, Krebskranke werden heimgeschickt!

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In einem Brief an die europäischen Institutionen sendet Aladár Horváth, Präsident des ungarischen Roma-Parlaments, einen drastischen Hilferuf aus.

Er schreibt: „Ein Drittel der ungarischen Gesellschaft verfügte zum Zeitpunkt des Ausbruchs der COVID-19-Epidemie über keine Reserven, und in den letzten drei Wochen befanden sich weitere Hunderttausende in einer völlig hoffnungslosen Situation.“ Die Mehrheit dieser Menschen lebe in Siedlungen, die praktisch von jeglichem Zugang zu Schutzausrüstung und Medikamenten abgeschnitten ist. In letzter Zeit reiche das Geld vieler Familien in diesen Slums, die hauptsächlich von Roma bewohnt werden, nicht einmal mehr für Lebensmittel. Die Folgen, die sich aus der Ausgangssperre, dem Hunger und dem Verlust von Familienmitgliedern durch COVID-19 ergäben, seien unerträgliches Leid und es drohe eine soziale Explosion. Ungarn wird von der EU mit hohen Zuwendungen zur Bewältigung der COVID-19-Krise bedacht, zu den untersten Schichten der Gesellschaft, die mehr und mehr verarmen, kommt aber kein Cent durch.

Armut und Hoffnungslosigkeit

Das eigentliche Problem aber ist die Armut in Ungarn. Hunderttausende erhalten – trotz Einkommenslosigkeit – keine Sozialhilfe und haben wegen der Einschränkungen auch keine Möglichkeiten auf Jobs (am Bau, in der Landwirtschaft und andere Tagelöhnerei) also schlicht kein Geld mehr, um das Lebensnotwendigste zu kaufen. Oppositionsparteien wie „Dialog für Ungarn“ sagten, dass die Regierungsmaßnahmen am tatsächlichen Ausmaß der Krise völlig vorbeigehen. Während andere Länder bis zu 20% des BIP als Rettungs- und Wiederaufbaurahmen ansetzen, stehe Orbáns Plan bei nicht einmal 8%. Die LMP fordert zudem die umgehende Einführung eines „Mindesteinkommens“, zu dem alle Familien Zugang haben, die nicht über ausreichende Einkommen/Vermögen verfügen. „Selbst diese Regierung muss verstehen, dass der soziale Frieden essentiell“ sei. Aber sie „ignoriere die kommende soziale Krise“.

Krebskranke fliegen aus Spitälern

Die ungarische Regierung hat angeordnet, dass im Zeichen des „Kampfes gegen das Virus“ so ziemlich alle Patienten und chronisch Kranken, auch die ausführlicher Pflege bedürfen, aus den Spitälern und Rehabkliniken geworfen werden. Mit Dienstag, 12.04., wurden alle Patienten, bei denen häusliche Pflege möglich sei und die bis dahin nicht von den Angehörigen abgeholt wurden, mit der Rettung an die Adresse gebracht, die bei der Einlieferung angegeben wurde. Informiert wurden die Angehörigen am Freitagnachmittag davor telefonisch.

Die krebskranke, im Sterben liegende Mutter im Csepeler Krankenhaus, oder der nicht mehr gehfähige demente Vater sind nur zwei Einzelfälle von vielen hunderten, deren Angehörigen sich bei hvg, index​.hu und Népszava, drei der letzten Zeitungen, die nicht unter der Fuchtel von Orban stehen, gemeldet haben. Der zuständige Minister Kásler hat im Zusammenhang damit auch gleich zwei Krankenhausdirektoren entlassen, weil sie sich weigerten, der Ministerialverordnung Folge zu leisten. Einer davon ist der Leiter der staatlichen Rehabilitationsklinik (Országos Orvosi Rehabilitációs Intézet) Péter Cserháti, weil er sich weigerte, einen frisch an der Wirbelsäule operierten Patienten nach Hause zu schicken. Diese Wahnsinnsaktion hat ihren Ursprung in einem Orbán-Dekret, laut dem mindestens 60%(!) der Krankenhausbetten für Coronaviruskranke zur Verfügung stehen müssen, d.h. es wurden 36.000 (!) Krankenhausbetten geleert. Arme Familien, die selbst kaum über die Runden kommen, müssen sich nun zuhause um Angehörige kümmern, die ärztlicher Pflege bedürften.

Quellen:

Computer-Debatte: Auf Bildungs-Stümperei ist auch in Krisenzeiten Verlass

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Von Stefan Walter

Wenn der Bildungserfolg in Zeiten von „Home-Schooling“ zu großen Teilen von der häuslichen Ausstattung sowie den Zeit- und Wissensressourcen der Eltern abhängig ist, bleibt ein erheblicher Teil der Schulpflichtigen auf der Strecke. Plötzlich dämmert es der Politik: Kinder, die eigentlich seit einem Monat digitalen Kontakt mit ihren Lehrerinnen und Lehrern halten müssen, sollten auch einen adäquaten Computer zu Hause haben.

Also kaufen und sammeln quer durch Österreich Elternvereine in Eigenregie Geräte für bedürftige Familien, das Land Vorarlberg bittet die Bevölkerung um alte Computer und Laptops und auch das Bildungsministerium erhebt in Onlineformularen Hardwarespenden und ‑bedarf. Aber so richtig zuständig fühlt sich die Bundesregierung für die Pflichtschulen, die ja Ländersache sind, nicht. Sonst müsste sie noch etwas bezahlen!

Je unkoordinierter, desto teurer

Denn selbst bei gespendeten Geräten kosten notwendige Software-Lizenzen, Transport und Reparatur erhebliche Summen (allein Vorarlberg veranschlagt 200.000 € für etwa 1.000 Geräte) – je unkoordinierter die Beschaffungen erfolgen, und das tun sie zweifellos, desto teurer wird es. Ganz abgesehen davon, dass die Schulen längst wieder offen sein werden, bis alle Computer gesammelt, geprüft, mit nötigen Programmen bespielt und von wichtigtuenden Regionalpolitikern in großer, öffentlicher Geste überreicht werden.

Noch einmal zur Erinnerung: Vor über einem Monat, am 11. März, gab die Politik bekannt, dass Schulen bis auf einen Notbetrieb geschlossen bleiben. Zwei Wochen später wurde eine Umfrage der Organisation „Teach for Austria“ publik, wonach 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Pflichtschulen derzeit nicht zu erreichen sind. Seitens des Bildungsministeriums gab und gibt es wenig überraschend keine konkreten Zahlen dazu.

Und noch einmal fast drei Wochen später beginnen Bund und Länder in der Frage von dringend benötigten Computern für Schülerinnen und Schüler, über Kompetenzen und Finanzierung zu streiten. Zusammengefasst: Nach fünf Wochen Untätigkeit beginnen Bundes- und Länderverantwortliche, ein für jede und jeden längst absehbares (und keinesfalls neues) Problem auf dilettantische Weise anzugehen. Der Nutzen wird sich im Gegensatz zu den Kosten in engen Grenzen halten. Auf die Stümperei der Verantwortlichen in Bildungsangelegenheiten ist eben auch in Zeiten der Krise Verlass…

ÖVP als Krisengewinner…

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Die aktuelle Sonntagsfrage zeigt deutlich, wer von der derzeit propagierten nationalen Einheit und Sozialpartnerschaft in der Krise profitiert. In der Wirtschaft sind es die Großkonzerne, die auf Kurzarbeit umstellen, staatlich subventioniert werden und von den verschiedensten Maßnahmen, die aus Steuergeldern bezahlt sind, profitieren. Die Lohnabhängigen zahlen die Zeche, nicht nur mit den Steuergeldern, sondern bspw. mit Lohneinbußen durch Kurzarbeit oder auch Arbeitslosigkeit und im schlimmsten Fall mit ihrer Gesundheit, weil sie systemrelevant sind und für einen Hungerlohn dem größten Risiko für eine Ansteckung ausgesetzt sind.

In der Politik sind es auch die Koalitionsparteien ÖVP und Grüne, die von der zelebrierten Einheit, der medialen Fokussierung auf Regierungsmitglieder, der kaum geäußerten Kritik sowie den einstimmig entschiedenen Maßnahmen profitieren. Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) erreicht mit 48 % fast die absolute Mehrheit und mit einer Zustimmung von 55 % ist Sebastian Kurz als Kanzler scheinbar auch unumstritten. Dies verdeutlicht, dass das #teamösterreich die Verhältnisse stabilisiert, in denen Gesetze und Verordnungen im Dienste des Kapitals und auf Kosten der Arbeiterschaft verabschiedet werden. Nicht, dass es einen wirklichen Unterschied machen würde, welche der bürgerlichen Parteien an der Macht sind. Den Unterschied macht es, zu erkennen, dass es das #teamösterreich nicht gibt und ein #teamarbeiterfront notwendig ist, um etwas an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen zu verändern.

Wie schaut ein Saldo nach 75 Jahren ÖGB aus?

Gastautor: Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., ist Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck.

Am 13. April 1945 hat die Rote Armee Wien befreit. Bis zuletzt hat die deutsche Wehrmacht, unterstützt von Österreichern wie dem damaligen Hauptmann und Taktiklehrer in der Offiziersschule Wiener Neustadt und späteren Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger, die sich an ihren Eid an Adolf Hitler gebunden fühlten, Wien als Frontstadt gegen den Bolschewismus verteidigt. Als die noch viele Tote fordernden Kämpfe um Wien im vollen Gange waren, erließ der Befehlshaber der 3. Ukrainischen Front Marschall Tolbuchin einen Aufruf an die Einwohner von Wien, in dem es hieß, dass das Ziel der Sowjetarmee die Zerschlagung der Hitlertruppen sowie die Befreiung und Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs sei. Die Sowjetregierung habe nicht die Absicht, sich irgendeinen Teil des österreichischen Territoriums anzueignen oder die überlieferte traditionelle gesellschaftliche Ordnung Österreichs zu ändern. Die politischen Entscheidungen traf Josef Stalin. Er war der Ansicht, dass die Sozialdemokratie aus der Geschichte doch ihre Lehren gezogen habe, und ließ sich von Karl Renner umschmeicheln. Vorbehalte von Kennern des sozialdemokratischen Opportunismus wie vom Österreicher Leo (Jonas Leib) Stern, der als Oberst der Roten Armee für die Befreiung Österreichs gekämpft hat, waren nicht berücksichtigt worden. Renner, der sich Nazideutschland mit einem freudigen Ja angedient hat, erklärte jetzt, dass „Österreichs Zukunft dem Sozialismus gehöre“. Renner zog mit den Mitgliedern der provisorischen Regierung am 27. April 1945 in das Wiener Parlamentsgebäude ein. Die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich erfolgte auf der Grundlage ihrer Verfassung von 1920. Diese ist in der Geschichte und in der Gegenwart nach rechts immer offen.

Der durch die Rote Armee erzielte Wendepunkt in der österreichischen Geschichte war Voraussetzung, dass schon am 15. April 1945 im Direktionsgebäude der Westbahn eine Konferenz von in Wien überlebenden und bekannten Gewerkschaftsvertrauensmännern stattfinden konnte. Auf ihr wurde die Gründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) offiziell beschlossen. Zum Präsidenten wurde Johann Böhm (SPÖ), zu Vizepräsidenten wurden Gottlieb Fiala (KPÖ) und Lois Weinberger (ÖVP) gewählt. Am 30. April wurde der neugeschaffene ÖGB vom sowjetischen Militärkommandanten registriert und nahm seine Tätigkeit auf. Die Kommandanten der amerikanischen, englischen und französischen Besatzungstruppen bestätigten erst Monate später für ihren Bereich die Wiederaufrichtung von gewerkschaftlichen Organisationen, die aber ihre Tätigkeit schon begonnen haben. Die Gründung des ÖGB war kein völliger Neubeginn, konnte es auch nicht sein, weil für den ÖGB mit dem Fortbestehen des Privateigentums an den Produktionsmitteln mit seiner Gier nach Profit die grundsätzliche Hinwendung zu den gesellschaftlichen Interessen der österreichischen Bevölkerung nicht möglich war. Aber noch herrschte nicht nur im ÖGB jener Glaube vor, wie ihn der katholische Politiker Leopold Figl in seiner Regierungserklärung am 21. Dezember 1945 ausgedrückt hat: „Das Österreich von morgen wird ein neues, ein revolutionäres Österreich sein. Es wird von Grund auf umgestaltet und weder eine Wiederholung von 1918, noch von 1933, noch eine von 1938 werden“.

Gewerkschaften nach Marx und Lenin

Im Juni 1865 hat Karl Marx vor dem Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation einen Vortrag gehalten, in dem er sagte: „Die Gewerkschaften tun gute Dienste als Sammelpunkt des Widerstandes gegen die Gewalttaten des Kapitals. Sie verfehlen ihre Zwecke zum Teil sobald sie von ihrer Macht einen unsachgemäßen Gebrauch machen. Sie verfehlen ihre Zwecke gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems zu führen, statt gleichzeitig zu versuchen, es zu ändern, statt ihre organisierten Kräfte zu gebrauchen, als einen Hebel zur schließlichen Befreiung der Arbeiterklasse, d. h. zur endgültigen Abschaffung des Lohnsystems“. Die Internationale Arbeiterassoziation hat auf ihrem ersten Kongress 1866 in Genf die Frage nach der Bedeutung der Arbeitergewerkschaften und des ökonomischen Kampfes aufgeworfen und festgehalten, dass die Gewerkschaften für die Organisierung der Arbeiterklasse in ihrem täglichen Kampf gegen das Kapital notwendig sind. Dieser Meinung war auch der vor 150 Jahren geborene Weltrevolutionär Wladimir I. Lenin. Er zieht aber auch aus der geschichtlichen Erfahrung den Schluss, „dass das Fehlen der Freiheit oder die Unterdrückung der politischen Rechte des Proletariats es stets notwendig machen, den politischen Kampf in den Vordergrund zu stellen“.

Der aus seinem Asyl in England nach Wien zurückgekommene kommunistische Gewerkschaftsfunktionär und Redakteur der „Zeitschrift für Sozialpolitik, Wirtschaft und Betrieb. die arbeit“ Leopold Hornik ist 1965 in seiner Analyse der Praxis des ÖGB zum Ergebnis gekommen, dass die Formulierung von Marx zur Gewerkschaftsarbeit wohl sehr alt sei, aber immer aktueller werde. Es sei „heute“, so Hornik, „unbestritten, dass sich die Gewerkschaften nicht mehr auf die unmittelbaren Tagesforderungen beschränken können, sondern weitergehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Ziele verfolgen müssen. Die Frage muss aufgeworfen werden, ob die Gewerkschaften diese Aufgabe erfüllen können, wenn sie gleichzeitig die Rolle einer »Ordnungsmacht« in der kapitalistischen Gesellschaft akzeptieren. Als Ordnungsmacht sind sie an die bestehende Ordnung gebunden und müssen deren Gesetzmäßigkeiten respektieren“. Leopold Hornik war als Jugendlicher am großen, am 14. Jänner 1918 beginnenden Streik der österreichischen Arbeiterklasse für den Frieden aktiv beteiligt gewesen.

Verschweigen und Verschleiern

Für eine konkrete Friedenspolitik der österreichischen Gewerkschaften sind vor und nach 1945 sehr viele gewerkschaftlich organisierte Frauen eingetreten. Schon 1951 warnte Anna Strömer, dass Österreich in die zum Krieg aufrüstende NATO hineingezogen werde. Als unmittelbare Aufgabe des ÖGB formulierte Anna Strömer: „Kein Betrieb und keine Gewerkschaftsorganisation ohne Friedensrat! Der Friede ist keine Parteisache“. Der ÖGB nimmt aber hin, dass die sich 1955 zur immerwährenden Neutralität bekennende Republik Österreich als Staat schon längst sich den Interessen des Monopolkapitals unterworfen hat, das in der Europäischen Union im Hintergrund die Fäden zieht. Unsere Republik Österreich hat völkerrechtswidrige Angriffskriege vorbereitet und nimmt an Besatzungen in den Neokolonien selbst teil. Bald mehr, bald weniger ist der ÖGB seit Jahrzehnten zu einer zivilgesellschaftlichen Hilfsorganisation der jeweiligen Koalitionsregierungen hinabgesunken, jedenfalls ist er fern davon, eine Kampforganisation der Arbeiterklasse für alle Menschen zu sein. Betrifft die Erinnerung an die Gründung des ÖGB irgendwie die Armen? Die Armen und Opfer haben im Gegensatz zum ÖGB keine Gedenktage, so wie es auch keinen Gedenktag für den Beginn des ersten deutschen Bombenkrieges nach dem Weltkrieg gibt (24. März 1999), keinen Gedenktag für die Bombardierung Afghanistans durch die „Demokratien“ (7. Oktober 2001) oder für die erneute Bombardierung gegen den Irak (20. März 2003) oder keinen Gedenktag für das tagtägliche Sterben der von Österreich abgewiesenen Flüchtlinge mit ihren Kindern auf Lesbos. 

Gerade in der Krise der Gegenwart wird wieder deutlich, dass es Aufgabe der österreichischen Gewerkschaftsbürokratie seit jeher ist, mit Hilfe der bürgerlichen Medien die Arbeiterschaft zu beruhigen. Viele, sehr viele konkrete Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart belegen dieses Faktum. Zur Illustration für das, was gemeint ist, ein Rückgriff auf die Antike. In dieser fernen Epoche sind Sklaven aus allen Teilen der Welt nach Rom gekommen und haben sich sprachlich gar nicht verständigen können. Sie blieben unorganisiert. Heute werden nach Österreich Pflegerinnen und Erntehelfer als Sklavinnen und Sklaven eingeflogen, aufgeteilt und bleiben ohne jeden gewerkschaftlich organisierten Rückhalt. Der Unterschied zu den Lebensbedingungen von palästinensischen Erntehelfern in den israelisch besetzten Gebieten oder zu den aus Afrika kommenden Flüchtlingen in den Treibhäusern Spaniens ist nur graduell. All diese Not wird vom ÖGB verschwiegen und verschleiert.

In der Dialektik von Reich und Arm ist der gesellschaftliche Ort des ÖGB nicht an der Seite der Armen. Verschweigen und Verschleiern ist seine Haltung. Seit Jahrzehnten ist ein internationales Engagement des Führungspersonals des ÖGB für Frieden, gegen Krieg und Kriegsrüstung, gegen Ausbeutung und Unterdrückung überhaupt nicht erkennbar. Papst Franziskus hat bei einem internationalen Treffen von Gewerkschaften deren Notwendigkeit wohl anerkannt, zugleich aber diese aufgefordert, die Tragödie der Welt wahrzunehmen. Die Reaktion bereitet sich auf die Zeit nach der Covid-Krise vor. Große Teile der arbeitenden Menschen stehen vor dem materiellen Ruin, der Klassenkampf wird sich notwendigerweise verschärfen. Der ÖGB muss sich von seiner korrumpierten Tradition befreien und ist in diesen finsteren Zeiten verpflichtet, die Interessen der unterdrückten Menschen national und international aufzugreifen und eine Gegenmacht zu organisieren. Der ÖGB könnte über die Vergesellschaftung des Bankensystems mit seinem milliardenteuren Missbrauch wirtschaftlicher Macht zumindest nachdenken. Antonio Gramsci hat sehr schön und materialistisch beurteilt, dass das Gewerkschaftsmitglied und die Gewerkschaft in einem fetischistischen Verhältnis stehen: „Der einzelne erwartet, dass der Organismus handelt, auch wenn er nicht tätig wird, und er überlegt nicht, dass gerade deshalb, weil seine Einstellung verbreitet ist, der Organismus untätig ist“. Das muss sich ändern! 

Situation in den USA verschärft sich durch zunehmende Arbeitslosigkeit

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USA. Die USA sind aktuell das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Menschen mit einer Corona-Infektion. Es wird von 700.000 positiv getesteten berichtet und 36.000 Toten. Die Situation in den USA wird von Expertinnen und Experten als gefährlich und explosiv eingeschätzt, da viele Menschen – insbesondere aus den werktätigen Volksschichten – nicht oder nicht ausreichend versichert sind und somit von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind. Der Standard berichtet davon, dass allein im letzten Monat etwa 9,2 Millionen weitere ihren Versicherungsschutz verloren haben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in den USA etwa 50% der lohnabhängig Beschäftigten über ihren Arbeitgeber versichert und für den letzten Monat wurde ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen um 22 Millionen gemeldet. Die Situation scheint sich hierdurch für die Lohnabhängigen in den USA weiter zu verschärfen.

Protest bei Carrefour

Frankreich/Saint-Denis. Am 9. April meldete die sozialdemokratische Gewerkschaft UNI Global, dass sie ein gemeinsames Abkommen mit Auchan Retail und Carrefour zum Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Angestellten am Arbeitsplatz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus unterzeichnet haben.

Inwiefern dieses Abkommen reale Konsequenzen für die Beschäftigten der Supermarkt- und Kaufhausketten hat, ist zu hinterfragen. Bei Carrefour in Saint-Denis in Frankreich kam es zu Protesten von Beschäftigten nach dem Tod einer Kassiererin. 19 Buchstaben reichten aus, um auf die faule Politik des Konzerns aufmerksam zu machen. Am 26. März, am selben Tag an dem Aïcha starb, 52 Jahre alt, 30 Jahre bei Carrefour als Kassiererin beschäftigt und als aktive Gewerkschafterin immer an der Seite der Beschäftigten, klebten sie Plakate an die Fenster mit den Worten:

„VOS PROFITS – NOS MORTES“ (EURE GEWINNE – UNSERE TOTEN)

Als die Corona-Krise ausbrach, arbeitete Aïcha noch und bediente tausende Kunden. Der Konzern verweigerte den Beschäftigten das Tragen von Mund- und Nasenschutz, da damit Kundinnen und Kunden vergrault werden würden. Als sie an COVID-19 erkrankte, sagte sie den Kolleginnen und Kollegen, dass sie bald wieder zurück sein würde, um ihnen bei der Arbeit zu helfen. Sie kehrte nie mehr zurück. Viele Supermarktketten verweigern den Beschäftigten ausreichend Schutz vor der Pandemie. Ihre Kolleginnen und Kollegen streikten in ganz Frankreich, ihre Parole sind 19 Buchstaben:

VOS PROFITS – NOS MORTES

EURE GEWINNE – UNSERE TOTEN

Quelle: PAME / UNI global

Staatshilfe für die Bahn

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Die Republik steckt nicht nur in die ÖBB, sondern auch in den privaten Konkurrenten Westbahn Millionen.

Notvergabe für die Strecke Wien-Salzburg

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie und der Verhängung von Schutzmaßnahmen kann der Betrieb der Stecke zwischen Wien und Salzburg nur mehr mit Verlusten aufrechterhalten werden. Trotz der Fahrplanumstellung ist der Ticketverkauf weder für die staatliche ÖBB noch für die Westbahn kostendeckend, deswegen springt nun die Regierung mit einer Notvergabe von 48,3 Mio. Euro für die kommenden drei Monate ein. 40 Millionen gehen an die ÖBB und die restlichen 8,3 Millionen an die private Westbahn. Als Konsequenz bieten die beiden Unternehmen in den kommenden drei Monaten einen gemeinsamen Fahrplan an und es wird keine Aktionspreise auf Ticket geben.

Noch mehr Zuschuss

Unklar ist, in welcher Höhe die Unterstützungen für die anderen Bereiche und ÖBB-Strecken, ausfallen. Der bürgerliche „Standard“ berichtete von möglichen Subventionen in der Höhe von insgesamt 500 Mio. Euro allein für die ÖBB im Personen- und Güterverkehr.

Diese Staathilfe ist jedoch an keinerlei Bedingungen gebunden und führt weder zu einer Teilverstaatlichung der Westbahn, noch zu einer Erhöhung der Arbeitsstandards, die auch bei dem staatlichen Unternehmen durch Outsourcing, Nutzung von Leiharbeit, neue Dienstverträge u.a.m. in den vergangenen Jahren schlechter geworden sind.