HomePanoramaHohe psychische Belastung durch Pandemie und Existenzunsicherheit

Hohe psychische Belastung durch Pandemie und Existenzunsicherheit

Die Ergebnisse einer neuen Studie des Sora-Instituts geben einen realistischen Einblick in die psychische Belastung während der Pandemie. Die Angst vor dem Virus wird dabei von ebenso realen Existenzängsten überschattet.

Wien. Bereits im Juni machte eine Studie der Medizinuniversität Innsbruck auf den psychischen Druck der Covid19-Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche aufmerksam, worüber wir berichteten. Eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Sora in Wien zeigt nun, dass es neben der konkreten Angst der Ansteckung vor allem finanzielle Sorgen sind, die die Menschen beschäftigen und ihre Psyche schwer belasten. „Das weitere Aufgehen der Schere zwischen Arm und Reich“, Fragen der Stabilität von Arbeitsplätzen und Wirtschaft im Allgemeinen sowie die Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten bereiteten den Wienerinnen und Wienern demnach die größten Sorgen. Der Leiter des Psychosozialen Krisenstabs Georg Psota sprach diesbezüglich von einer „psychosozialen Pandemie und auch einer psychischen Pandemie im engeren Sinne“ die noch mehr Menschen treffe, als die eigentliche Pandemie.

Armutsgefährdete zahlen auch psychisch die Zeche

Zum Zweck der Erhebung wurden zwischen Ende April und Mitte Mai 1004 Menschen zu äußerst aktuellen Themen befragt: dem Bedarf an Hilfsangeboten, psychischen und körperlichen Beschwerden, aktuellen Sorgen und psychosozialen Begleiterscheinungen. Rund ein Viertel der Bevölkerung Wiens gab an, dass sich ihre psychische Gesundheit während der Pandemie verschlechtert habe. Die höchste psychische Belastung wiesen laut der Befragung nicht nur diejenigen auf, die vom Virus direkt betroffen waren, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund, Armutsgefährdete und Alleinerziehende. „Soziale Faktoren wie die Wohnverhältnisse oder die finanzielle Situation haben einen massiven Einfluss darauf, wie diese Krise psychisch bewältigt wird.“, erklärt Georg Psota. Von den Menschen, die schon vor der Pandemie psychisch angeschlagen waren, gab sogar jeder Zweite eine Verschlechterung der Situation an. 

Hoffnungslosigkeit

Ganze vierzig Prozent der Befragten gaben an, Angstzustände, Anspannungen oder Freudlosigkeit bei ihren Tätigkeiten zu empfinden. Niedergeschlagenheit, Ermattung und Hoffnungslosigkeit wurde von jedem Dritten als häufige Gemütszustände beschrieben. Jeder Vierte der Befragten gab an, einen Kontrollverlust zu verspüren und an einem Gefühl von Einsamkeit oder Orientierungslosigkeit zu leiden. Ein kleiner Anteil gab zudem an, an mehreren Tagen Selbstmordgedanken gehegt zu haben. Ein Drittel sprach sich für mehr Unterstützungsangebote im finanziellen Bereich sowie im Bereich körperlicher Gesundheit aus. Jede/r Zehnte gab an, während der Pandemie ein Unterstützungs- oder Hilfsangebot in Anspruch genommen zu haben. 

Quelle: ORF/ZdA

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