Eine Befragung der Volkshilfe unter armutsgefährdeten Menschen ergab, dass drei Viertel Angst haben, am Ende des Monats nicht genug zu essen zu haben. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist für die in Armut lebenden Menschen größtenteils nicht leistbar.
Wien. Die Volkshilfe weist darauf hin, dass die Lebensmittelpreise schneller steigen als die allgemeine Inflation. Gegenüber dem Juni des Vorjahres sind sie um 4,7 Prozent gestiegen, während die allgemeine Inflation 3,3 Prozent beträgt. „Die Teuerungen setzen schon auf ein hohes Preisniveau auf und diese enorm hohen Lebensmittelpreise belasten einkommensarme Haushalte sehr stark. Denn sie müssen in Relation zu ihrem Einkommen am meisten für Lebensmittel ausgeben“ sagt Erich Fenninger, der Direktor der Volkshilfe. Bereits seit Mai dieses Jahres sei wieder ein stärkerer Anstieg der Lebensmittelpreise zu verzeichnen.
An der Umfrage der Volkshilfe nahmen mehr als 200 armuts- oder ausgrenzungsgefährdete Personen teil, die im Rahmen eines durch das Sozialministeriums geförderten Projekts Unterstützung durch Lebensmittelgutscheine bzw. Lebensmittelpakete erhielten. 75 Prozent der Befragten haben nach wie vor Angst, am Monatsende nicht genug zu essen zu haben. „Knapp zwei Drittel der Studienteilnehmer*innen können sich Obst und Gemüse nicht so oft kaufen, wie sie es gerne würden und wie es für eine ausgewogene Ernährung nötig wäre. 76,8 Prozent können Fisch, Fleisch oder vergleichbare vegetarische Alternativen nicht in gewünschtem Ausmaß kaufen. Mehr als vier von zehn Befragten mussten bereits an der Kasse Lebensmittel zurücklegen, weil das Geld letztlich doch nicht reichte. 22 Prozent der Haushalte mit Kindern berichtetet sogar davon, dass ihre Kinder im letzten Jahr nicht ausreichend zu essen hatten“, fasst Hanna Lichtenberger, Leiterin des Teams Forschung und Sozialpolitik der Volkshilfe Österreich die Ergebnisse zusammen. Die Folgen sind gravierend: weniger Wohlbefinden, höheres Risiko von Adipositas, eingeschränkte soziale Teilhabe und eine stärkere Prävalenz verschiedener Krankheitsbilder wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmter Krebsarten.
Volkshilfe-Direktor Fenninger fordert Eingriffe des Staates bei hohen Lebensmittelpreisen, um armen Menschen Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung zu ermöglichen und „armutsfeste“ Sozialleistungen, die an die gestiegenen Lebenshaltungskosten angepasst sind.
Wir sind der Meinung, dass gesunde und ausreichende Ernährung für alle Menschen ein Grundrecht ist. Im Kapitalismus wird allerdings bewusst ein Teil der Bevölkerung in die Armut getrieben, um eine gefügige „Reservearmee“ am Arbeitsmarkt zu haben. Wer verzweifelt ist, wird eher zu schlechteren Bedingungen arbeiten, als andere. Dieses System als Ganzes abzuschaffen und durch eine solidarische Gesellschaft zu ersetzen, in der sich jede/r nach seinen und ihren Fähigkeiten entwickeln kann und alle Grundbedürfnisse der Menschen wie ein Dach über dem Kopf und ausreichende und gesunde Ernährung, Bildung der Kinder, Pflege der Alten usw. selbstverständlich von der Allgemeinheit abgedeckt werden.
Quelle: OTS