Die Brauerei Fohrenburg in Bludenz gehört nun fast vollständig zum Heineken-Konzern. Was als Stärkung des Standorts verkauft wird, ist in Wahrheit ein weiteres Kapitel der Monopolisierung in der Bierbranche – mit bitterem Beigeschmack für regionale Vielfalt und demokratische Wirtschaftsstrukturen.
Bludenz. Mit der jüngsten Übernahme von 99,39 Prozent der Anteile an der Bludenzer Traditionsbrauerei Fohrenburg durch die Brau Union AG – einer Tochter des niederländischen Heineken-Konzerns – wird ein weiterer Schritt in Richtung Konzentration der österreichischen Bierlandschaft gesetzt. Was von Unternehmensseite als „Stärkung des Standorts“ präsentiert wird, offenbart bei genauerem Hinsehen eine Entwicklung, die sich zunehmend als Gefahr für regionale Braukunst und Vielfalt entpuppt.
Die Familie Rauch, seit den 1990er Jahren Mitbesitzer der Brauerei, hat ihre letzten Anteile veräußert. Ein symbolischer Restanteil von 0,61 Prozent bleibt im Streubesitz. Der einstige Stolz Vorarlbergs ist damit de facto vollständig in Konzernhand – und steht exemplarisch für einen Trend, der sich weltweit beobachten lässt: Lokale Marken werden von globalen Riesen geschluckt, regionale Identität wird zur Marketingfloskel degradiert.
Heineken, zweitgrößter Braukonzern der Welt, hat in Österreich über die Brau Union bereits ein beachtliches Portfolio eingesammelt: Gösser, Puntigamer, Zipfer, Wieselburger, Schwechater u.a.m. – und nun eben auch Fohrenburg. Mit jeder neuen Übernahme schrumpft der Spielraum für unabhängige, lokal verankerte Brauereien. Die Behauptung, die Übernahme diene der „Sicherung der Zukunft“ und dem „Erfolgskurs“ der Brauerei, lenkt von der realen Entwicklung ab Monopolisierung und Profitmaximierung.
Auch das oft angeführte Argument der Investitionen – neue Abfüllanlagen, moderne Logistik, etc. – darf nicht unhinterfragt bleiben. Technologischer Fortschritt und Investitionen sind auch im genossenschaftlichen oder kommunalen Eigentum möglich, wenn politisch gewollt. Dass sie nur durch Konzernstrukturen ermöglicht werden könnten, ist ein Mythos des Kapitalismus.
Besonders brisant ist dabei der schleichende Verlust demokratischer Kontrolle über einen wichtigen Teil der Alltagskultur. Bier ist in Österreich mehr als ein Getränk – es ist ein Kulturgut. Doch während die Etiketten lokal bleiben, verschwinden regionale Entscheidungen hinter den Fassaden globaler Konzernzentralen. Es ist Zeit, eine breite Debatte über Eigentumsverhältnisse in der Nahrungsmittel- und Genussmittelproduktion zu führen. Regionale Brauereien brauchen Heineken nicht.
Quelle: ORF