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Oberösterreich: Jedes vierte Kind von Gewalt betroffen

Die Folgen der Pandemie in Form von psychischer Überforderung und sozialer Isolierung sind noch spürbar. Eine Umfrage von Spectra hat ergeben, dass ein Viertel der oberösterreichischen Kinder von psychischer oder physischer Gewalt betroffen ist. Gleichzeitig hält ein Viertel der oberösterreichischen Bevölkerung daran fest, dass die eine oder andere Watsche nicht so schlimm sei.

Linz. Die Auswirkungen der Überforderung und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit während der Covid19-Pandemie haben bei zahlreichen Familien Spuren hinterlassen. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Spectra im Auftrag der Kinder- und Jugendanwaltschaft von Oberösterreich ist jedes vierte Kind von Gewalt betroffen. Man geht davon aus, dass Kindern nur zu häufig selbst kaum bewusst ist, dass das, was ihnen in der Familie angetan wird, nicht in Ordnung ist.

Um besonders Kinder sowie Zeuginnen und Zeugen von Gewalt anzusprechen, wird nun eine eigene Kampagne gestartet. Sie soll Schülerinnen und Schülern, soziale Netzwerke und Sportvereine ermutigen, im Ernstfall professionelle Hilfe zu suchen. Theresia Schlöglmann, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe in Oberösterreich, betonte in diesem Zusammenhang, dass Kinder und Babys, besonders in jungen Jahren, sehr empfindlich und auf Zuwendung angewiesen sind. Wenn ihnen jedoch Zuneigung fehlt und Gewalt durch Vernachlässigung ausgeübt wird, könne dies schwerwiegende Folgen haben, so Schlöglmann.

Reproduktion von Gewalt

Laut Umfragen relativiert ein Viertel der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher aber auch die von einer Ohrfeige ausgehende Gewalt. Seit mehr als 30 Jahren jedoch gilt das gesetzliche Verbot von Gewalt in der Erziehung und in diesen Graubereich fällt auch die sogenannte „gesunde“ Watsche. Diese hinterlässt ebenso Spuren bei Kindern und Jugendlichen, die sie auf unterschiedlichste Weise verarbeiten. Gewalt reproduziert sich: Wenn auch nicht in der Familie selbst, so werden Frust und Kränkung beispielsweise in die Schulzeit übertragen und resultiert in Mobbing von anderen. Die Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger bringt es auf den Punkt:

„Die Kinder- und Jugendanwaltschaft macht seit 2009 Trendmessungen und da verändert sich nichts mit diesem Viertel. Eine Watsche ist nicht ok, wir wissen dass Gewalt wieder Gewalt erzeugt und dass Gewalt Spuren hinterlässt.“

Neben der physischen hinterlässt natürlich auch die psychische Gewalt Spuren, die möglicherweise sogar ein Leben lang anhalten, so Expertinnen und Experten. Von einer höheren Warte aus betrachtet, ist es wiederum das auf Konkurrenz basierende Gesellschaftssystem, das die Gewaltbereitschaft im näheren sozialen Umfeld und in den innerfamiliären Beziehungen ständig erhöht.

Quelle: ORF

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