Steyr. Während in weiten Teilen der Welt Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, droht in Schiedlberg, einer kleinen oberösterreichischen Gemeinde mit rund 1.300 Einwohnerinnen und Einwohnern, eine hausgemachte Wasserknappheit – verursacht nicht durch Dürre oder Naturkatastrophen, sondern durch das kollektive Sommervergnügen des Spätkapitalismus: private Pools.
Am vergangenen Wochenende stieg der Wasserverbrauch auf fast das Dreifache des üblichen Bedarfs. Der Wasserdruck brach in Folge ein, einige Haushalte hatten gar kein Trinkwasser mehr. Der Bürgermeister sah sich gezwungen, das Befüllen von Pools vorübergehend zu untersagen. Man könnte meinen, das sei ein lokales Kuriosum – doch tatsächlich zeigt sich hier im Kleinen, was im Großen längst Realität ist: Die Privatisierung des Gemeinguts Wasser, verbunden mit einem tief verwurzelten Individualismus.
Wasser als Luxus – für wen?
Ein Standardpool fasst etwa 15.000 Liter. Diese Menge reicht, um eine vierköpfige Familie rund vier Monate lang mit Trinkwasser zu versorgen. Während also einige ihre persönlichen Badeoasen füllen, bleibt anderen im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr übrig. Die Frage ist nicht nur, wie es so weit kommen konnte – sondern warum es überhaupt möglich ist.
In einem System, in dem die Freiheit des Einzelnen über das Wohl der Gemeinschaft gestellt wird, sind solche Entwicklungen nicht zufällig, sondern logisch. Wenn Wasserverbrauch nicht reguliert, sondern durch Kaufkraft bestimmt wird, dann werden Ressourcen nicht nach Bedürfnis, sondern nach Geldbeutel verteilt.
Öffentlich baden, aber teuer?
Besonders zynisch wird die Situation, wenn man bedenkt, dass es oft günstiger ist, sich einen eigenen Pool in den Garten zu stellen, als mit der Familie regelmäßig ins öffentliche Schwimmbad zu gehen. Eintrittspreise steigen, Infrastruktur wird abgebaut – und während die einen sich ins eigene Becken legen, bleiben die anderen draußen. Für immer mehr Familen wir das Schwimmbad oder auch viele der Seen zu einem fast unerschwinglichen Luxus.
Hier wird deutlich: Die Frage der Ressourcennutzung ist immer auch eine Klassenfrage. Wer sich den eigenen Pool leisten kann, hat selten ein Problem mit der Wasserrechnung. Wer auf öffentliche Infrastruktur angewiesen ist, bekommt die Folgen von Knappheit, Prekarisierung und Vernachlässigung am stärksten zu spüren. Das Problem sind nicht diejenigen, die kleine Pools haben, sondern das System, das eben zu solchen Situationen führt. Neueste Berichte zeigen, dass es auch in Österreich immer heißer wird, und damit werden die Menschen eben alleine gelassen – der eigene Pool als einzige Abkühlung erscheint da nur logisch.
Quelle: Mein Bezirk