Da er kaum Inhalte zu bieten hat, die über eine soziale Behübschung der ÖVP-Politik hinausgehen, versucht der niederösterreichische SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl zwanghaft originell zu sein, was öfter einmal in die Hose geht.
St. Pölten. Fünf Jahre lang war es still um den Landeshauptfrau-Stellvertreter von Niederösterreich, den SPÖ-Politiker Franz Schnabl. Kein Wunder, denn die SPÖ ist in Niederösterreich so etwas wie das Beiwagerl der ÖVP. Den Großteil der Beschlüsse in der Landesregierung und im Landtag trägt sie mit und auch sonst ist von ihr nicht viel zu erwarten. Franz Schnabl ist politisch gesehen eher ein Nullgruppler, und hat wenig ideologischen Background. Er ist ein gebürtiger Burgenländer, war Wiener Polizeichef, ehe er zu Frank Stronachs Magna-Konzern wechselte und dort als Sicherheitschef arbeitete. So verschlug es ihn nach Niederösterreich, wo er schließlich vor der letzten Wahl SPÖ-Chef wurde. Da er kaum Inhalte zu bieten hat, die über eine soziale Behübschung der ÖVP-Politik hinausgehen, versucht er zwanghaft originell zu sein. So wurde im Rahmen der Präsentation der SPÖ-Wahlkampfsujets im Internet Schnabl als „rote Hanni“ präsentiert (Hanni wird die Landhauptfrau Johanna Mikl-Leitner von Nahestehenden gerufen).
In einer eigens einberufenen Pressekonferenz, die er als „persönliche Erklärung“ angekündigt hatte, beschwerte er sich am Dienstag darüber, dass die Journalistinnen und Journalisten seinen Gag nicht bemerkt hätten. Außerdem jammerte er über die Bevorzugung der ÖVP durch den ORF-Niederösterreich und die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN). Das ist auch so eine Sache: Die ORF-Landesstudios gelten traditionell als nahe an der Macht im Land angesiedelt und die NÖN, der Platzhirsch unter den Wochenzeitungen – nachdem vor Jahrzehnten auch der Ring Niederösterreicher Wochenzeitungen der KPÖ geschluckt wurde – war schon immer ÖVP-affin, was die Landespolitik betrifft. Bedenkt man, wem die NÖN gehört, nämlich der Erzdiozöse St. Pölten der katholischen Kirche, ist das auch nicht verwunderlich.
Dass sich mit Franz Schnabl ein SPÖ-Frontmann der Wahl stellt, der kein wirklicher Herausforderer für die ÖVP ist, hat mehrere Gründe. Einer davon ist der, dass pointiert sozialdemokratisch auftretende SPÖ-Politiker wie der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler oder der Trumauer Bürgermeister und Nationalratsabgeordnete Andreas Kollross offenbar nicht an Schnabls Job interessiert sind. So wird die ÖVP am 29. Jänner eine schwarzen Sonntag erleben, der aber kaum der SPÖ zugute kommen wird.
Quelle: MSN