Wegen des „Verdachts auf Verwaltungsübertretungen“ stürmte die Polizei am Wochenende die antifaschistische Gedenkstätte und Bildungseinrichtung Peršmanhof, wo ein Seminar und Camp von Jugendlichen aus Österreich, Italien und Slowenien stattfand. Es geht offenbar um Einschüchterung von Antifaschist*innen auf dem Grund und Boden, auf dem die SS vor 80 Jahren ein Massaker veranstaltete.
Bad Eisenkappel. Eine vierstündige Razzia mit Hubschrauber, Drohnen und Großaufgebot an Polizisten und Hundestaffeln veranstaltete die Eexekutive am Sonntag auf dem Gelände des Peršmanhofs, einer antifaschistischen Gedenkstätte in Kärnten. Der Bergbauernhof Peršmanhof der Familie Sadovnik war ab 1942 ein wichtiger Stützpunkt des Partisanen-Widerstands gegen das NS-Regimes. Kurz vor Kriegsende, am 25. April 1945, verübten Angehörige des SS- und Polizeiregiments 13 ein Massaker am Peršmanhof. Elf Personen, alle waren Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj, wurden erschossen. Heute ist der Peršmanhof nicht nur einer der wichtigsten Erinnerungs- und Gedenkorte der Kärntner Sloweninnen und Slowenen, sondern auch ein Ort für antifaschistische Bildungsarbeit.
Die von der Polizei gestürmte Veranstaltung war ein Seminar des Klubs Slowenischer Studentinnen und Studenten aus Wien, an dem Jugendliche aus Österreich, Italien und Slowenien teilnahmen. Eva Hartmann vom Verein Peršmanhof sagte, es handle sich um ein internationales Treffen von jungen Erwachsenen zum Thema Erinnerungskultur. Das Treffen habe bereits im Vorjahr ohne Einwände stattgefunden. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmern seien selbst Nachkommen von NS-Opfern, so Hartmann. Zum geäußerten Vorwurf des illegalen Campens sagte sie, dass sich die Zelte alle auf dem Privatgrund des Hofes befunden haben.
Die Polizei rechtfertigt den Einsatz damit, dass es bei den 60 Teilnehmer*innen des antifaschischen Camps den Verdacht auf Verwaltungsübertretungen gegeben habe. „Dass es darum nicht geht, liegt auf der Hand, denn die amtshandelnden Beamten sind keine einfachen Streifenpolizisten, sondern Mitarbeiter des Staatsschutzes. Erziehung im Geiste der österreichischen Verfassung wird offenbar heutzutage schon als Staatsgefährdung wahrgenommen. Das verwundert nicht, denn der Innenminister ist ein Verehrer des austrofaschistischen Diktators Engelbert Dollfuß und sein Handlanger, der örtliche Bezirkshauptmann, ein Förderer von Treffen der kroatischen Ustascha-Faschisten auf Österreichs Boden“ schreibt dazu der in Kärtnen ansässige Autor von Bestsellerkrimis und Publizist Andreas Pittler in der Berliner Tageszeitung Junge Welt.
Bernard Sadovnik, Bürgermeister von Globasnitz und Obmann der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen, sagte gegenüber dem ORF, er sei erschüttert und überrascht von diesem massiven Polizeieinsatz. In einem Schreiben an die Bundesregierung schrieb er: „Als Nachkomme der am Peršmanhof ermordeten Familie Sadovnik und jemand, der seit Jahren gemeinsam mit den höchsten politischen Repräsentant:innen der Republik das Gedenken mitträgt, empfinde ich diesen Einsatz aufgrund von angeblichen Verwaltungsübertretungen als unverhältnismäßig, respektlos und retraumatisierend“. Es geht offenbar um Einschüchterung von Antifaschist*innen auf dem Grund und Boden, auf dem die SS vor 80 Jahren ein Massaker veranstaltete.
Quellen: ORF/Junge Welt