Kommentar von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA), zum heutigen Equal-Pay-Day.
Heute, am 16. Februar 2023, ist wieder Equal-Pay-Day. Bis heute haben Frauen im Vergleich mit Männern bei vergleichbaren Vollzeitstellen gratis gearbeitet – aufs ganze Jahr gerechnet, versteht sich. Dieser Unterschied ergibt sich aus einer dreizehnprozentigen Differenz zwischen den Reallöhnen der Männer und der Frauen. Die jahrzehntelange Gewerkschaftsforderung nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit ist also nicht weitergekommen. Im Gegenteil, im Vorjahr war dieses Datum einen Tag früher.
Die Ungleichheiten zwischen Kolleginnen und Kollegen werden auch nicht damit gelöst, dass mehr Frauen in den Konzernvorständen sitzen. Hört man manchen sozialdemokratischen Frauenpolitikerinnen zu, dann scheint ihnen das aber das wichtigste Anliegen zu sein. Was nur zeigt, dass die Sozialdemokratie den Kapitalismus längst nicht mehr als Klassengesellschaft begreift. Denn wer auch immer in den Vorständen der Konzerne sitzt, ob Frau, Mann oder Transgender, die wichtigste Aufgabe dieser Personen ist die Profitmaximierung.
Womit die Lohnungleichheit nicht zum Verschwinden gebracht werden kann, ist erwiesen. Nämlich mit der Pseudo-Kampfrhetorik der rosaroten Gewerkschafter/inn/en. Womit alles, also auch diese Ungerechtigkeit beseitigt werden kann, lehrt uns die Geschichte: Mit konsequentem Klassenkampf. Frauen und Männer, die zur Schicht der Lohnabhängigen gehören, müssen gemeinsam für Ihre Interessen kämpfen, dann werden sie erfolgreich sein.
Was in der ganzen gesellschaftlichen Debatte vollkommen zu kurz kommt, ist die Frage des Reichtums, und damit meinen wir wirklichen Reichtum, und nicht die paar Tausender auf Omas Sparbuch. Wirklicher Reichtum wird zumeist weitervererbt. Manche kommen also schon mit goldenen Löffeln zur Welt, ohne irgendetwas dazu tun zu müssen. Dass dies in Österreich de facto steuerfrei ist, ist der größte Witz. Selbst Multimilliardäre wie Bill Gates treten mittlerweile für sehr hohe Erbschaftssteuern bis zu 100 Prozent ein. Große Vermögen gehören der Gesellschaft, ebenso wie große Besitztümer an Grund und Boden.
In der sozialistischen Gesellschaft der Zukunft wird es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Frauen und Männer in jeder Hinsicht gleich behandelt werden. Es wird ebenso selbstverständlich sein, dass jede und jeder nach seinen Möglichkeiten beiträgt, dass die Gesellschaft funktioniert, und in Folge auch nach ihrer oder seiner Leistung entlohnt wird. Eine Gesellschaft, in der alles, was alle brauchen, auch allen gehört, kann nicht auf das Weitervererben großer Vermögen aufgebaut sein, weil es große Vermögen gar nicht geben wird. Die erwirbt man nämlich nicht mit Arbeit, sondern nur durch Ausbeutung, Vererbung, und nicht selten durch Verbrechen.