Mit Đorđe Balašević verstarb am 19. Februar einer der bekanntesten und populärsten Liedermacher Jugoslawiens und dessen Nachfolgestaaten im Alter von 67 Jahren.
Novi Sad. Der jugoslawische Liedermacher, Sänger und Autor Đorđe Balašević ist tot. Er verstarb am vergangenen Freitag im Krankenhaus seiner Heimatstadt Novi Sad, wo er wegen einer CoViD-19-Erkrankung behandelt wurde. Balašević hat tiefe Spuren hinterlassen in der Musikgeschichte Jugoslawiens und seiner Nachfolgestaaten, obgleich er kein Vertreter klassischer oder typischer „Balkan-Musik“ war. Sein Stil orientierte sich eher am französischen Chanson und an den italienischen Cantautori, seine Werke waren oft poetische Balladen und romantische Liebeslieder – und geprägt von Lebensfreude wie auch Melancholie, mitunter humoristisch verknüpft. Mit seinen Bands „Žetva“ und „Rani mraz“, als Solokünstler sowie als Texter und Komponist für andere Interpreten erlangte Balašević ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre große Bekanntheit und Popularität. Die Single „U razdeljak te ljubim“ („Ich küsse deinen Scheitel“, 1977) war einer der erfolgreichsten Hits in der Geschichte Jugoslawiens.
Doch Balašević schrieb und sang auch politische Lieder, die sich positiv auf die SFR Jugoslawien bezogen. Besonders beliebt wurden „Računajte na nas“ („Zählt auf uns“, 1978), wo das Erbe der kommunistischen Partisanen aufgenommen wird, sowie das Lied „Tri put sam video Tita“ („Dreimal sah ich Tito“, 1981), das den Tod von Josip Broz Tito verarbeitet und dessen „Fortleben“ in der jugoslawischen Gesellschaft begrüßt. Das war freilich optimistisch angelegt und Balašević sollte enttäuscht werden. Mit „Samo da rata ne bude“ („Es möge nur keinen Krieg geben“, 1987) erwies er sich dann leider doch als Prophet: Immer wieder wandte er sich gegen den aufkommenden Nationalismus in allen jugoslawischen Teilrepubliken und den bald beginnenden Separatismus – doch das Ende Jugoslawiens und die Folgen sind bekannt. Mit seinen humanistischen und pazifistischen Botschaften blieb Balašević auch nach den Kriegen überall beliebt, in Kroatien, Bosnien oder Montenegro ebenso wie in Serbien – und in der jugoslawischen Diaspora: Im Oktober 2019 gab der „pannonische Matrose“ sein letztes Wiener Konzert im heillos ausverkauften Budocenter.
Nun ist Đorđe Balašević am 19. Februar 2021 verstorben, doch seine Lieder werden noch lange gespielt und gehört werden.
Quelle: ORF