HomePanoramaEnglischlehrer an der Militärakademie wegen Wiederbetätigung verurteilt

Englischlehrer an der Militärakademie wegen Wiederbetätigung verurteilt

Ein gebürtiger Klagenfurter, der in Wiener Neustadt Englisch unterrichtete, versendete möglicherweise Hitler-Bilder auf WhatsApp – er selbst weiß es nicht mehr so genau, gibt aber einer Kollegin die Schuld. Er wurde zu 14 Monaten bedingter Haft verurteilt.

Klagenfurt. Eine 50-jährige Lehrperson der Theresianischen Militärakademie wurde wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu 14 Monaten bedingter Haft verurteilt. Der Schuldspruch basierte auf Meldungen faschistoider Umtriebe des Lehrers auf WhatsApp, wo er verharmlosende Bilder von Adolf Hitler verschickt haben soll.

Viel zu früh aus dem Leben geschieden

Beamten des Verfassungsschutzes wurden unlängst in Briefform ausgedruckte Bilder des Humors des Angeklagten zugespielt: Fotos von zeitgenössischen, inzwischen verstorbenen Stars aus Film und Musik neben einem Hitlerbild und der Aufschrift „Viel zu früh aus dem Leben geschieden. In unserem Herzen aber nie.“, oder einen sogenannten „Covid-19 Reisestabskommando Oberpfalz Nord-Passierschein-Sonderausweis“ mit aufgedrucktem Hakenkreuz und Reichsadler, womit man als zurückgebliebener Faschist wohl vermeint, die Ausgangsbeschränkungen umgehen zu können. Der Spaß kostete 14 Monate bedingter Haft.

Alles gelogen

Der Angeklagte und sein Verteidiger, Philipp Tschernitz, bestritten vor Gericht alle Vorwürfe. Vielmehr handle es sich dabei um eine Intrige, die eine Arbeitskollegin, die es eigentlich auf seinen Posten abgesehen hätte, gegen ihn gesponnen habe. Tatsächlich sei es nämlich so gewesen, dass er die Bilder von unbekannten Absendern erhalten habe, die er natürlich sofort gewissenhaft blockiert, aber die Bilder eben nicht gelöscht hätte. Während des Unterrichts wäre das Handy ungeschützt in einer Kanzlei gewesen und die böswillige und sehr gewiefte Kollegin hätte dann den günstigen Augenblick für sich genutzt und das Handy des Angeklagten zusammen mit den unlustigen Bildern abfotographiert. Die Bilder wären dann so zum Verfassungsschutz gelangt. Der Angeklagte bestritt vehement, die Bilder in irgendeiner Form bewusst weiterverschickt zu haben. Er wisse von nichts, und wenn doch, dann müsste das wohl in betrunkenem Zustande geschehen sein.

Nur mehr Ku Klux Klan

Nachdem der Verfassungsschutz die Bilder zugesandt bekommen hatte, folgte eine Hausdurchsuchung, in deren Zuge auch das Handy des Lehrers sichergestellt werden konnte. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten tatsächlich keine weiteren, den deutschen Faschismus betreffenden Devotionalien, sehr wohl aber ein einschlägiges Foto des US-amerikanischen Ku Klux Klans. Vor Gericht beteuerte der Angeklagte, Adolf Hitler als Schwerverbrecher einzustufen und dass seine Vorfahren vom Krieg schwer traumatisiert worden seien. Staatsanwältin Nicole Sembach hingegen betonte, es brauche auch gar keine faschistische Gesinnung für einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz. Die Verbreitung von Bildern reicht hierfür vollkommen aus.

Für seine Vergehen wurden dem Angeklagten gerade einmal 14 Monate bedingter Haft aufgebrummt. In einem ähnlichen Fall von Wiederbetätigung wurden einem Lehrer in Vorarlberg neun Monate bedingter Haft zugesprochen, aber immerhin noch 1.200 Euro Strafe. Vielleicht hätte eine saftige Geldstrafe dieser Lehrperson in Wiener Neustadt die mangelnde Sinnhaftigkeit von so manchen unlustigen und abgründigen Späßen besser verdeutlicht, oder zumindest dazu verholfen, seine Erinnerungslücken aufzufüllen.

Der 50-Jährige wurde von seiner Arbeitsstelle suspendiert. 

Quelle: ORF

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