Über den offiziellen Instagram-Account der britischen Schauspielerin Emma Watson wurde vor wenigen Tagen ein Posting abgesetzt, in dem sie ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk zum Ausdruck brachte (wir berichteten). Watson, die insbesondere durch ihre Rolle als Hermine Granger in den Harry Potter-Filmen einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, veröffentlichte über ihren Kanal folgende Zeilen: „Solidarität geht nicht davon aus, dass unsere Kämpfe die gleichen Kämpfe sind oder dass unser Schmerz derselbe Schmerz ist oder dass unsere Hoffnung auf die gleiche Zukunft gerichtet ist. Solidarität beinhaltet Engagement und Arbeit sowie die Erkenntnis, dass wir, auch wenn wir nicht die gleichen Gefühle, das gleiche Leben oder die gleichen Körper haben, auf einer gemeinsamen Basis leben.“ Dazu postete sie ein Foto, auf dem mehrere „Free Palestine“-Schilder und der Ausspruch „Solidarity is a verb“ zu sehen sind.
Obwohl sogar unklar ist, ob die Schauspielerin das Posting selbst abgesetzt hat oder sich ein „anonymes feministisches Kollektiv“ für den Inhalt verantwortlich zeichnet, das durch Watson autorisiert wurde, ihren Instagram-Account mit 64 Millionen Followern zu verwenden, ist die Schauspielerin derzeit besonders abstrusen Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt. So twitterte der ehemalige israelische Botschafter der Vereinten Nationen, Danny Danon: „10 Punkte von Gryffindor dafür, ein Antisemit zu sein.“ Danon ist Politiker der rechts-konservativen Likud, war stellvertretender Verteidigungsminister und schließlich auch Wissenschaftsminister Israels im Kabinett Benjamin Netanyahus.
Jonathan S. Tobin, amerikanischer Journalist und Chefredakteur des Jewish News Syndicate, unterstellt Watson zudem völlig unverblümt, dass sie mit der Auslöschung Israels sympathisieren würde: „Die Kobolde in Harry Potter sind kein Indikator für Antisemitismus. Ein Posting auf Emma Watsons Instagram, das Sympathie für die Sache der Auslöschung des einzigen jüdischen Staates auf dem Planeten signalisiert, hingegen schon.“
Zwar ohne die vollkommen stupiden Vorwürfe eines angeblichen Vernichtungswahns und des Antisemitismus, aber nicht minder abwegig übte auch der derzeitige UNO-Botschafter Gilad Erdan seine entbehrliche Kritik. „Die Fiktion mag in Harry Potter funktionieren, aber sie funktioniert nicht in der Realität“, so Erdan. „Wenn es so wäre, könnte die Magie, die in der Welt der Zauberer verwendet wird, die Übel der Hamas (die Frauen unterdrückt und die Vernichtung Israels anstrebt) und der Palästinensischen Autonomiebehörde (die den Terror unterstützt) beseitigen. Das würde ich befürworten!“
Und auch die Präsidentin der jüdischen Studierendenunion in Deutschland, Anna Staroselski, übte Kritik an der Solidaritätsbekundung Watsons. So schrieb sie auf Twitter: „Emma Watson ist eine tolle Schauspielerin & wichtige Stimme in politischen Debatten gewesen. Die Enttäuschung darüber, dass Sie eine BDS-Unterstützerin zitiert & BDS legitimiert ist groß. Womöglich hat sie sich in der Bibliotheks-Abteilung ‚magische Fehlinformationen‘ vergriffen?“
Natürlich sind diese wenigen Stimmen nichts im Vergleich zu den 1,3 Millionen Menschen, die Emma Watsons Posting mit einem Like versehen haben, doch zeigen sie sehr eindrucksvoll, wie legitime Kritik an der Unterdrückung des palästinensischen Volkes durch Totschlagargumente mundtot gemacht werden soll.
Quelle: Zeitung der Arbeit / Tagesspiegel / Twitter