Die Forderung nach sechs Prozent Lohnerhöhung in der Elektro- und Elektronikindustrie wird auf einen Reallohnverlust hinauslaufen. Dafür loben sich die Gewerkschaften PRO-GE und GPA schon bei der Forderungsübergabe selbst für ihre „Rekordforderung“.
Wien. Als „Rekordforderung“ bezeichnen die Gewerkschaften „PRO-GE“ und „GPA“ ihr Forderungsprogramm, das diese Woche den Unternehmervertretern der Elektro- und Elektronikindustrie übergeben wurde. Sie fordern eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um sechs Prozent. Als „Rekord“ kann aber allenfalls bezeichnet werden, dass die Gewerkschaften eine Forderung stellen, die auf einen sicheren Reallohnverlust hinauslaufen.
Das übliche sozialpartnerschaftliche Ritual wird dazu führen, dass die Gewerkschaften Abstriche machen und dann eine Erhöhung der Löhne im Bereich von etwa 4–5 Prozent als Ergebnis herauskommt.
Damit wäre aber nicht einmal die allgemeine Inflationsrate gedeckt, die im Februar 2022 im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres fünf Prozent betrug. Der Mikrowarenkorb, der vor allem Dinge des täglichen Bedarfs enthält, stieg um 6,3 Prozent. Besonders für Energie und Treibstoffe muss derzeit um ein Vielfaches mehr ausgegeben werden. So stiegen die Arbeitspreise beim Gas um etwa 70 Prozent, bei Heizöl um fast 50 Prozent.
Forderungen zum Schaden der Beschäftigten
Die beiden Gewerkschaften sprechen in ihrer Aussendung von wirtschaftlichen Höhenflügen der Industrie im vergangenen Jahr mit einem Wachstum von neun Prozent und guten Erwartungen auch für dieses Jahr. Dass sie damit gleich selbst zeigen, dass ihre Forderungen zum Schaden der Beschäftigten sind, fällt ihnen wohl gar nicht auf. Denn zusammengefasst kann gesagt werden: Der Abschluss wird wohl unter der Inflationsrate liegen und damit einen Reallohnverlust bedeuten. Von der gestiegenen Produktivität erhalten die Arbeiterinnen und Arbeiter sowie die Angestellten der Elektro- und Elektronikbranche gar nichts.
Die Frühjahrsrunde der Industrie betrifft rund 130.000 Beschäftigte und umfasst neben der EEI auch die Textilindustrie, die chemische Industrie, die Papierindustrie sowie die Glasindustrie. Am 28. März beginnt die chemische Industrie mit den Verhandlungen, am 30. März folgt die Papierindustrie. Den Abschluss bildet traditionell die Glasindustrie mit Verhandlungsstart im Mai.