Mit anständigen Löhnen ist dem angeblichen Arbeitskräftemangel leicht beizukommen. Doch die Regierung macht Arbeitsmarktpolitik nach den Wünschen der Unternehmer.
Ein Stellenangebot für eine Barkraft in Kärnten machte jüngst Schlagzeilen: 3.200 € für 40 Stunden bei einer 5‑Tagewochen – und siehe da, es fanden sich ausreichend Interessierte. Doch der Normalfall sieht so aus: Seitenweise listet das AMS Inserate, in denen für eine KellnerInnenstelle 1.600 € brutto bei Vollzeitbeschäftigung geboten werden. Oder 1.650 € inklusive Überzahlung.
Nun jammert die Tourismus- und Gastronomiebranche über angeblich 25.000 fehlende Arbeitskräfte, die neue Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) spricht im Ö1-Interview gar von 35.000. Das AMS meldet zwar nur 15.500 gemeldeten offenen Stellen, aber als gelernte Lobbyistin dramatisiert Kraus-Winkler gerne. Und hat keine Ahnung über Ursachen und Lösungen. Denn statt sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, will sie lieber noch mehr Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland holen. Ihre Aussagen, dass „viele Betriebe schon höhere Löhne zahlen“, wird durch die für jeden abrufbaren, ausgeschriebenen Stellen Lügen gestraft.
Dass die Branche kein Geld für höhere Löhne hat, ist natürlich auch Unsinn. Die Betriebe sperren ja auch nicht zu, wenn wie aktuell die Einkaufskosten steigen. In der Krise war der Tourismus eine der am stärksten geförderten Bereiche, während die Kolleginnen und Kollegen überdurchschnittlich oft gekündigt wurden und aufgrund des Trinkgelder-Wegfalls auch in Kurzarbeit drastische Einkommensverluste hatten. Und jetzt wundert man sich, wenn sich immer weniger finden, die sich für Hungerlöhne ausbeuten lassen wollen.