Colombo. Wie die Zeitung der Arbeit bereits mehrfach berichtete, befindet sich Sri Lanka seit Beginn des Jahres in einem anhaltenden Volkskampf gegen die vertiefte Krise des Kapitalismus. Massenproteste seit über 100 Tagen haben bereits die Führungsclique der Regierung auseinandergetrieben.
Inzwischen verschärft der Staat die Repressionen gegen die Protestbewegung. Vor einem Monat wurde bereits ein Protestcamp durch das Militär auseinandergejagt und verwüstet. Nun wird versucht, mit willkürlichen Verhaftungen der Bewegung Herr zu werden. Der bisher ranghöchste Gewerkschafter unter den Festgenommenen ist der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft (CTU) Joseph Stalin. Beschuldigt wird er der Teilnahme an einer großen Demonstration am 28. Mai – vorgeblich entgegen einer gerichtlichen Anordnung.
Der Generalsekretär der Lehrerdienstgewerkschaft (CTSU), die auch Mitglied im Weltgewerkschaftsbund (WGB) ist, hat sich darüber umgehend an die Öffentlichkeit gewandt: Mahinda Jayasinghe verdeutlichte, dass die Autoritäten die demokratischen Kämpfe mit solchen Schritten nicht eindämmen werden können. Sogar die UN-Sonderbeauftragte für Menschenrechte Mary Lawler sah sich zu einer ablehnenden Stellungnahme bemüßigt – sie findet die Verhaftung verstörend.
Bereits vor einem Jahr wurde Stalin gemeinsam mit 15 weiteren Gewerkschaftern, nachdem ihnen ein Gericht eigentlich die Möglichkeit einer Kaution einräumte, zwei Wochen lang in einem Quarantänecenter festgenommen – obwohl ihr PCR-Testergebnis negativ war. Damals ging es um ihren Protest gegen ein umstrittenes Unterrichtsgesetz.
Unterdessen gehen die Kämpfe weiter. Die Protestbewegung, die auch von der marxistisch-leninistischen Volksbefreiungsfront unterstützt wird, fordert den Rücktritt des seit 20. Juli amtierenden neuen Präsidenten Ranil Wickremesinghe.
Quelle: Al Jazeera / The Guardian / Tamil Guardian / Aithiya / Adaderana