Die Spannungen rund um das iranische Atomprogramm haben sich in den letzten Stunden dramatisch zugespitzt. Was zuvor als Drohkulisse galt, hat sich nun zur militärischen Realität entwickelt: Israel hat mehrere Ziele im Iran angegriffen, darunter Nuklearanlagen und militärische Einrichtungen. Während diplomatische Kanäle weiterhin offen bleiben, scheint die Region am Rande eines umfassenden Krieges zu stehen.
Luftangriffe und Ausnahmezustand in Israel
Israelische Streitkräfte haben in einer koordinierten Operation mindestens sechs Standorte im Iran angegriffen, darunter die Hauptstadt Teheran, das Atomzentrum Natanz, Tabriz, Isfahan, Arak und Kermanschah. Der Parchin-Militärkomplex sowie Wohnanlagen hochrangiger Kommandeure wurden ebenfalls getroffen, wobei Berichten zufolge gezielte Tötungen von Wissenschaftlern und Offizieren erfolgten.
In Reaktion auf mögliche iranische Gegenschläge wurde in Israel ab 3 Uhr morgens (00:00 GMT) ein umfassender Notstand ausgerufen. Alle nicht lebensnotwendigen Aktivitäten, inklusive Bildungseinrichtungen und Versammlungen, wurden landesweit untersagt. Das Land befinde sich laut israelischem Militär in einem „Notfallbetrieb“.
USA: Leugnen Beteiligung
US-Außenminister Marco Rubio betonte, dass die Vereinigten Staaten nicht in die Angriffe involviert seien, jedoch eng mit Israel in Kontakt stehen. „Unsere oberste Priorität ist der Schutz amerikanischer Truppen in der Region,“ sagte Rubio. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor über Truth Social erklärt, dass seine Regierung auf eine diplomatische Lösung mit dem Iran hinarbeite, gleichwohl sei ein nuklear bewaffneter Iran inakzeptabel.
Der demokratische Senator Jack Reed kritisierte Israels Vorgehen scharf und forderte den US-Präsidenten auf, aktiv für Deeskalation einzutreten. „Israels Entscheidung ist eine gefährliche Eskalation, die die gesamte Region destabilisieren könnte,“ warnte Reed.
Es ist jedoch mehr als offensichtlich, dass die USA informiert waren. Darauf deuten nicht nur der zuvor eingeleitete Abzug von Botschaftspersonal und Angehörigen von US-Soldaten, die in der Region stationiert sind, hin. Gegenüber einem Fox News soll Trump bereits erklärt haben, bereit zu sein, Israel gegen jede iranische Vergeltung zu verteidigen.
Iran droht mit Vergeltung
Irans Oberster Führer Ayatollah Ali Khamenei verurteilte die Angriffe scharf und versprach eine „schwere Bestrafung“. Laut offiziellen Angaben kamen mehrere ranghohe Militärs und Atomwissenschaftler ums Leben, darunter der ehemalige Chef der Atomenergieorganisation Fereydoun Abbasi, der Wissenschaftler Mohammad Mehdi Tehranchi sowie IRGC-Kommandant Hossein Salami. Auch Mohammad Bagheri, Stabschef der iranischen Streitkräfte, wurde Berichten zufolge getötet.
Das iranische Außenministerium sprach von einem „legalen und legitimen Recht zur Verteidigung“ unter der UN-Charta und machte die USA mitverantwortlich. „Diese Aggression hätte ohne Absprache mit den Vereinigten Staaten nicht stattfinden können,“ hieß es in einer Stellungnahme.
Reaktionen der internationalen Gemeinschaft
UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief zur „maximalen Zurückhaltung“ auf und verurteilte die Angriffe auf iranische Nuklearanlagen während laufender Gespräche zwischen Iran und den USA. Auch Saudi-Arabien kritisierte die israelischen Angriffe als Verletzung internationalen Rechts und forderte den UN-Sicherheitsrat zu sofortigem Handeln auf.
Zivile Opfer und humanitäre Lage
Irans Nachrichtenagentur Tasnim berichtet von mindestens 50 Verletzten, darunter 35 Frauen und Kinder, die in das Chamran-Krankenhaus in Teheran eingeliefert wurden. Trotz der Schwere der Angriffe meldete die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), dass an der Anlage in Natanz bislang keine erhöhten Strahlenwerte festgestellt wurden. Das AKW Bushehr wurde offenbar nicht getroffen.