Ein geschichtsträchtiger Ausflug der PdA Burgenland.
Idyllisch am Ausläufer des Leithagebirges gelegen, findet sich der Lagerfriedhof Kaisersteinbruch, der zu einem heute nicht mehr vorhandenem, Kriegsgefangenlager gehört, das durch seine Dreifachbelegung zu einer äußerst interessanten historischen Gedenkstätte wird, als auch zum Mahnmal.
Das Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch weist eine dreifache Lagerstruktur auf. Dreifach deswegen, weil es sich bei diesem Lager um ein Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg, ein Anhaltelager während des Austrofaschismus und ab 1939 um ein Kriegsgefangenlager der Nazis handelte. Während des Zweiten Weltkrieges war es zeitweise sogar das größte Kriegsgefangenenlager des Deutschen Reiches.
Im Ersten Weltkrieg waren in diesem Lager schon russische und italienische, vor allem aber serbische Kriegsgefangene interniert. Deshalb wurde es auch „Serben-Lager“ genannt.
Während des Austrofaschismus ab 1934 wurde es zum Anhaltelager für politische Gefangene, das zweitgrößte nach Wöllersdorf. Hier waren auch sehr viele Kommunisten interniert.
Nach 1939 wurde es sehr bald zu einem von den Nazis „Stalag“ (Stammlager) genannten groß dimensionierten Kriegsgefangenenlager ausgebaut. Zunächst wurden vor allem Franzosen, auch noch bei der Höchstbelegung Anfang 1941, untergebracht. Erst nach dem 21. Juni 1941 wurden hier auch sowjetische Gefangene eingesperrt. Diese wurden streng getrennt von den Gefangenen der Westallierten, mit einer enorm hohen Sterblichkeit, da sie am schlechtesten behandelt wurden. Deshalb geht die Zahl der an diesem Ort begrabenen sowjetischen Soldaten in die 10.000. Diese wurden auch nach 1945 nicht exhumiert.
Außer dem Friedhof erinnert nichts mehr daran, dass hier, inmitten dieser idyllischen Landschaft, tausende Kriegsgefangene bzw. politische Gefangene unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten wurden und zum Teil auch ihr Leben lassen mussten. Das Lager selbst, das in erster Linie aus Baracken bestand, ist verfallen und nicht mehr sichtbar. Heute befindet sich auf diesem Gebiet die Militärhundestaffel des österreichischen Bundesheeres, was doch recht bezeichnend ist, bedenkt man, dass Hunde sehr gerne für die Schikanierung politischer Gegnerinnen und Gegner verwendet wurden und werden. Umso wichtiger ist es, dass dieser Friedhof, das letzte Andenken an die Inhaftierten dreier Regime und zweier Kriege, bleibt, als Mahnmal gegen Faschismus und Krieg.
