In Großbritannien entsteht mit “Your Party” gerade eine neue Partei links der sozialdemokratischen Labour Party. Federführend sind ausgeschlossene, unabhängige Abgeordnete wie Jeremy Corbyn und Zarah Sultana. Das Interesse erscheint groß.
London. In Großbritannien wird eine neue linke Partei mit dem vorläufigen Namen „Your Party“ unter der Führung der unabhängigen Abgeordneten Jeremy Corbyn und Zarah Sultana Ende November ihren Gründungskongress abhalten.
Die Delegierten des Kongresses werden per Losverfahren ausgewählt, um eine ausgewogene Geschlechter- und Regionalverteilung zu gewährleisten, und die Gründungsurkunde wird einer Online-Abstimmung auf der Grundlage „ein Mitglied – eine Stimme“ unterzogen. Vorher finden 22 regionale Konferenzen in ganz Großbritannien statt, auf denen politische Dokumente diskutiert und abgestimmt werden.
Corbyn, ehemaliger Vorsitzender der Labour Party, und Sultana gehören zu einer Gruppe von sechs unabhängigen Abgeordneten, die unter Kier Starmer aus der Labour Party ausgeschlossen wurden, die meisten von ihnen, weil sie die Position der Regierung zu Gaza und Israel ablehnten. Viele von ihnen haben sich prominent an der Kampagne gegen den anhaltenden Völkermord in Gaza beteiligt, die zu Massenkundgebungen im ganzen Land geführt hat, zuletzt im Oktober mit 300.000 Teilnehmern.
Der Weg zur neuen Partei war nicht einfach und von Meinungsverschiedenheiten geprägt, insbesondere zwischen Corbyn und Sultana. Die letztere hat im September eine E‑Mail an Personen verschickte, die Interesse an der Partei bekundet hatten, und lud sie ein, eine Vollmitgliedschaft zu beantragen. Dies wurde dann durch eine offizielle Mitgliederliste ersetzt, die von Corbyn in Umlauf gebracht wurde. Es sind weitere Differenzen aufgetreten, aber Corbyn und Sultana waren bisher bestrebt, eine einheitliche Front zu bilden.
Die Partei hat bereits 50.000 registrierte Mitglieder, zwischen 700.000 und 800.000 Menschen haben ihr Interesse bekundet. Mit 50.000 Mitgliedern wäre sie die größte echte Linkspartei seit dem Höhepunkt der Kommunistischen Partei im Zweiten Weltkrieg.
Die Partei verfügt offensichtlich über ein großes Reservoir an Unterstützung, das zum Teil auf den Impuls zurückzuführen ist, den Corbyn während seiner Zeit als Vorsitzender der Labour Party der Linken gegeben hat. In dieser Zeit erreichte Labour eine halbe Million Mitglieder und wurde damit zur größten sozialdemokratischen Partei Westeuropas.
Doch trotz des guten Willens steht die neue Partei vor ernsthaften Problemen. Dies betrifft insbesondere ihre Haltung zum Krieg in der Ukraine, zur EU und zu Geschlechterfragen. Darüber hinaus hat sie sich bisher nicht mit der Frage der Sicherung der Unterstützung durch die Gewerkschaften befasst, die für einen langfristigen Erfolg unerlässlich sein wird.
Quelle: Morning Star


















































































