HomeKlassenkampfDoppelmayr-Konzern kündigt 190 Angestellte

Doppelmayr-Konzern kündigt 190 Angestellte

Bei der Doppelmayr Garaventa Group werden sechs Prozent des Personals auf die Straße gesetzt, obwohl nach wie vor Gewinne gemacht werden – aber eben nicht genügend für die milliardenschwere Eigentümerfamilie.

Wolfurt. Murmeltiertag in den Vorarlberger Alpen: Der vor allem als Seilbahnbauer bekannte Doppelmayr-Konzern aus Wolfurt reiht sich ein in die Kündigungswelle der kapitalistischen Krise und streicht 190 Jobs, 95 davon am Heimatstandort im Bezirk Bregenz. Die „Story“ ist die gleiche wie in all den anderen Fällen: Im Zuge des Corona-Lockdowns nimmt man gerne die steuerfinanzierten Staatssubventionen des Kurzarbeitsmodells – angeblich um Arbeitsplätze zu erhalten –, mit dem Durchschlagen der Wirtschaftskrise sei der Personalstand nun aber nicht mehr zu halten. Schließlich sei der Konzernumsatz um gut ein Drittel eingebrochen – bei zuletzt rund 900 Millionen Euro Jahresumsatz sind das zwar immer noch etwa 600 Millionen, aber leider zu wenig für einen Gutteil der Vorarlberger „Mitarbeiter“ von Doppelmayr.

Global gut im Geschäft

Etwas mehr als die Hälfte der Personaleinsparung betrifft jedoch internationale Standorte, von denen es einige gibt, nicht nur in der Schweiz und in Italien, sondern z.B. auch in Salt Lake City (Utah, USA) oder im kanadischen Québec. Nach einer Reihe von Übernahmen ist die Doppelmayr Holding heute ein Weltkonzern in seiner Branche, in Europa, Amerika und Asien werden Berglifte und Gondelbahnen gebaut, aber auch Materialbahnen, Hochlagersysteme, Parkhaussysteme sowie seit jüngerer Zeit Cable Liner-Transporter, d.h. Schienenshuttles, die u.a. in Las Vegas, Venedig und Caracas oder auf den Flughäfen von Toronto, Birmingham und Doha unterwegs sind. Wer schon mal in Österreich zum Skifahren war, ist unausweichlich in einem Doppelmayr-Lift gesessen, egal ob in Kitzbühel, St. Anton – oder Ischgl. Insgesamt hat Doppelmayr mit seinen weltweit etwa 3.400 Angestellten bislang über 15.000 Anlagen in fast 100 Ländern verwirklicht. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Konzernumsatz mehr als verdoppelt.

„Familienbetrieb“ mit Milliardenvermögen

Gegenwärtig, im Jahr 2020, finden sich die familiären Nachkommen von Firmengründer Konrad Doppelmayr (1855–1933) auf Platz 42 der reichsten Österreicher, mit einem Privatvermögen von rund einer Milliarde Euro. Zweifellos eine unternehmerischen Erfolgsgeschichte, die 1893 mit der Produktion von Werkzeug und landwirtschaftlichen Maschinen sowie deren Reparatur begonnen hatte – dass man 1938–1945 mittels Zwangsarbeiter auch Panzer und Sturmboote für die Wehrmacht produziert hat, möge eine unerfreuliche Nebenepisode der Familienhistorie sein. Wie auch immer: Rund sechs Prozent der Doppelmayr-Angestellten werden nun also gekündigt, knapp die Hälfte davon in Wolfurt, zum Wohle des künftigen Unternehmensprofits – die Familie Doppelmayr soll ja nicht aus den Top-50 der österreichischen Superreichen fallen und absehbar am Hungertuch nagen. Um die neuesten Arbeitslosen von Wolfurt sollen sich demnächst die Arbeitsstiftung des Landes Vorarlberg und das AMS kümmern. Vielleicht sollte man die armen Doppelmayrs aber auch umfassender entlasten und ihnen gleich die gesamte Last des Unternehmens abnehmen, staatlicherseits – und seitens der Arbeiterklasse.

Quelle: ORF

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