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Sperrstund‘ für Alkbottle

Nach über 30 Jahren Wiener Dialekt-Metal wird die Band „Alkbottle“ in Pension geschickt. Nüchtern betrachtet bedauerlich, aber Meidling ist eben nicht Entenhausen.

Meidling. Die Wiener Kultband „Alkbottle“ gilt per sofort als aufgelöst. Dies gab Frontmann Roman Gregory anlässlich seines 50. Geburtstages am 2. März 2021 bekannt, die offizielle Bestätigung von Bandseite folgte binnen Stunden. Damit geht ein Stück österreichischer Musikgeschichte (vorerst endgültig) zu Ende. Die etwas eigenwillig anmutende Kombination von Hard Rock/Metal-Musik mit humoristischen Texten im Dialekt des 12. Wiener Gemeindebezirks und seiner Umgebung hat tiefe Spuren hinterlassen und galt als Phänomen: Nach der Quasi-Gründung in den 1980er Jahren – fast möchte man von einer Schüler-Band sprechen – war das erste Album „No Sleep Till Meidling“ (1993) noch ein bissel ein Geheimtipp, mit „Blader, fetter, lauter & a bissl mehr“ (1994) und „Wir san auf kana Kinderjausn“ (1995) gelang ein bemerkenswerter Durchbruch, TV-taugliche Videoclips und Goldene Schallplatte inklusive.

Der Name „Alkbottle“ war Programm: Viele, ja gefühlsmäßig die meisten Lieder handeln vom wenig verantwortungsvollen Konsum alkoholhaltiger Getränke in verschiedenen Lebenslagen bzw., richtiger, so ziemlich in jeder Lebenslage. Das war natürlich völlig übertrieben und letztlich Satire, und entsprach nicht dem wirklichen Sein und Bewusstsein der Bandmitglieder, doch das richtige Publikum wurde damit schon gefunden – keineswegs Berufsalkoholiker, aber Menschen, die sich im tieferen Kern des einen oder anderen Textes wiedererkannten: Die Sau rauslassen, wenn’s mal wieder nötig ist, den Autoritäten die Stirn bieten, auch wenn’s nix bringt, trotzdem hackeln gehen, auch wenn der Kater im Kopf das Gehirn für ein Wollknäuel hält. So etwas bringt durchaus Street- und Schanktisch-Credibility, beim Proletariat im engeren Sinn sowie bei denjenigen, die sich gerne gelegentlich als solches inszenieren möchten, um nicht in die Bobo- oder gar Erwachsenen-Falle zu tappen. Mit dem Erfolg folgten größere Konzerträumlichkeiten und Live-Alben, zwischenzeitlich aber auch eine erste Auflösung, nämlich 1998. Diese hielt aber nicht allzu lange, 2001 gab’s ein Bühnencomeback, dann auch wieder neues Material, zuletzt 2012 („Für immer“). Als legendäres Event etablierte sich zudem das Weihnachtskonzert von Alkbottle, das schließlich zur alljährlichen „Fett wia Christkindl“-Tour ausgebaut wurde.

Nun soll also Schluss sein, wie Roman Gregory verkündete, der neben Chris Zitta und Marco Billiani noch von der ursprünglichen Besetzung übrig war: Corona-bedingt konnten die zuletzt geplanten Tourneen nicht durchgeführt werden, was doch einiges an Motivation raubte. Er habe außerdem bemerkt, dass er dem „Kapitel Alkbottle“ eigentlich nichts mehr hinzuzufügen hat, was diesen Namen verdient, und mittlerweile andere Schwerpunkte im Leben, wozu neben der Familie aber auch eine Solokarriere und andere Projekte gehören. Trotzdem, für eine spätere Reunion der „Bottle-Buam“ sind nicht alle Türen zu: Es sei möglich, so Gregory, dass man irgendwann im Zuge einer „Endlife-Crisis“ sich nochmals als Alkbottle auf der Bühne blamieren möchte. Die unerschütterlichen „Bottleheads“ hoffen und trinken darauf. Vorerst muss man mit dem YouTube-Kanal von Alkbottle sein Auskommen finden.

Quelle: Roman Gregory (FB) / Der Standard

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