Wie zum Hohn für den Internationalen Gerichtshof, der Israel untersagt hat, weitere Angriffe auf die Region und die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten durchzuführen, griff die israelische Armee am Sonntag ein Zeltlager von Flüchtlingen in ebendieser Region an. Die Gegend war zuvor zur sicheren Zone erklärt worden.
Rafah/Gaza/Tel Aviv. Bei einem neuen Massaker der israelischen Armee im Gazastreifen wurden am Sonntag mindestens 40 Zivilisten getötet und weitere verletzt, vor allem Kinder und Frauen. Die israelische Besatzungsmacht bombardierte die Zelte der Vertriebenen nordwestlich der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens. Der Palästinensische Rote Halbmond sagte, die Angriffe seien über Zelten von Vertriebenen in der Nähe des UN-Hauptquartiers nordwestlich von Rafah durchgeführt worden, und behauptete, dass der Ort von Israel vorher als humanitäre Zone ausgewiesen wurde. Ein Sprecher der Organisation sagte, die Zahl der Todesopfer werde wahrscheinlich noch steigen, die meisten Opfer seien Frauen und Kinder.
Die israelische Besatzungsarmee erklärte, sie habe „ein Hamas-Gelände in der Gegend von Tel Sultan im Nordwesten von Rafah angegriffen“ und fügte in einer Erklärung hinzu, dass „der Angriff in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht durchgeführt wurde“. Zynischer geht es kaum.
Menschen in Zelten verbrannten bei lebendigem Leib
Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) berichtete, dass seine Besatzungen eine große Anzahl von Leichen und Verletzten transportierten, nachdem die Besatzung die Zelte der Vertriebenen in Rafah ins Visier genommen hatte. PRCS warnte, dass die Krankenhäuser nicht in der Lage sind, diese große Anzahl von Opfern zu behandeln, da die israelische Armee das Gesundheitssystem in Gaza absichtlich zerstört hat, und wies darauf hin, dass einige der Opfer in behelfsmäßige medizinische Zentren transportiert wurden. PRCS bestätigte, dass die Menschen, die sich in den Zelten befanden, hauptsächlich Kinder und Frauen, bei lebendigem Leib verbrannt sind.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza sind seit dem Überfall von Hamas-Truppen auf Israel am 7. Oktober letzten Jahres, wo 1.200 Menschen ums Leben kamen, bei den barbarischen israelischen Vergeltungsaktionen 35.984 Menschen, die meisten von ihnen Kinder und Frauen, getötet und 80.643 weitere verletzt worden. Tausende von Opfern werden unter den Trümmern vermisst oder liegen verstreut auf den Straßen.
„Wahnsinn und Rachsucht auf neuer krimineller Ebene“
Die Knesset-Abgeordnete Aida Touma-Sliman (Hadash und KP Israels) verurteilte am Montag die rechtsextreme Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu für ihren „Wahnsinn und ihre Rachsucht“ nach dem jüngsten Angriff auf Rafah. „Dutzende Tote und Verwundete in den letzten Stunden in Rafah. Diesmal fielen die Bombenangriffe in einem dicht besiedelten Gebiet mit vertriebenen Bewohnern, das Israel zum sicheren Gebiet erklärt hatte. Wir wurden gewarnt, dass der Einmarsch in Rafah zu einer weiteren schweren humanitären Katastrophe führen würde“, sagte sie in einem Beitrag auf X. „Die klaren Forderungen des Internationalen Strafgerichtshofs, dass Israel alle Angriffe stoppen soll, die einer unschuldigen Zivilbevölkerung schaden würden, werden mit Füßen getreten“, fügte sie hinzu. „Diese blutige Regierung weigert sich, allen Anordnungen des Tribunals zu gehorchen, und treibt den Wahnsinn und die Rachsucht auf eine neue kriminelle Ebene.“
Francesca Albanese, die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten, beschrieb Israels Angriff auf das Zeltlager in Rafah als „mehr Horror“. „Diese Grausamkeit, zusammen mit der eklatanten Missachtung des internationalen Gesetzes und Systems, ist inakzeptabel“, sagte sie in einem Beitrag auf X. „Israel muss sich Sanktionen, Gerechtigkeit, Aussetzung von Abkommen, Handel, Partnerschaft und Investitionen sowie der Teilnahme an internationalen Foren stellen.“
Proteste auf der Straße
Laut Al Jazeera sind Hunderte von Palästinensern im besetzten Westjordanland und im Flüchtlingslager Baqa’a in Jordanien auf die Straße gegangen, um gegen Israels jüngsten Angriff auf ein Lager für Vertriebene in Rafah zu protestieren. Die Proteste im Westjordanland fanden in den Städten Jenin, Ramallah und Tulkarem statt, berichtete die Nachrichtenagentur Wafa.
Nour Odeh, eine palästinensische politische Analystin und Kommentatorin, sagte gegenüber Al Jazeera, dass Israels jüngster Angriff auf ein „Gebiet voller Zelte aus leicht entzündlichem Material“ in Rafah zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem die Menschen in Gaza „völlig erschöpft“ sind, nachdem sie monatelang um Nahrung, Wasser und Unterkunft gekämpft haben. „Sie wissen, dass es keinen sicheren Ort gibt“.
Die Anordnung des nternationalen Gerichtshofs (IGH), dass Israel die Angriffe sofort einzustellen habe, werden vom Netanjahu-Regime einfach ingoriert. Solange der „große Bruder“ USA weiter Waffen liefert und die schützende Hand über Israels Kriegs- und Apartheidpolitik hält, kann sich Netanjahu das auch leisten. Die leisen Kritikpunkte, die aus verschiedenden EU-Staatskanzleien kommen, sind vollkommen unbedeutend und halbherzig.
„Wenn Israel weiterhin gegen diese Meinung des Gerichts vorgeht, würden wir versuchen, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um diese Entscheidung durchzusetzen“, sagte Albares auf einer Pressekonferenz in Brüssel mit seinen norwegischen und irischen Amtskollegen.
In der EU kamen die deutlichsten Worte vom spanischen Außenminister José Manuel Albares: „Der gestrige Bombenanschlag ist ein weiterer Tag, an dem unschuldige palästinensische Zivilisten getötet werden“, sagte er und fügte hinzu, dass dieses Mal die „Schwere noch größer“ sei, da die Urteile des IGH „für alle Parteien verbindlich“ seien.