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Streik an deutschen Flughäfen

Am Montag legten die Beschäftigten an zahlreichen deutschen Flughäfen ihre Arbeit nieder. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di rief zum ganztägigen Warnstreik auf, um Druck in den laufenden Tarifverhandlungen mit Bund und Kommunen aufzubauen. Das Ziel: bessere Entlohnung und Arbeitsbedingungen für diejenigen, die den Flughafenbetrieb am Laufen halten. Doch wie so oft wird der Arbeitskampf von Arbeitgeberseite und Wirtschaftsvertretern scharf kritisiert. Dabei geht es um mehr als nur einen Tarifstreit – es geht um die Frage, wie viel uns die Arbeit der Beschäftigten wirklich wert ist.

Ein berechtigter Kampf um faire Löhne

Die Forderungen der Beschäftigten sind keineswegs überzogen: acht Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 350 Euro zusätzlich pro Monat sowie drei zusätzliche freie Tage. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und der hohen Belastung, die mit diesen Berufen einhergeht, sind diese Forderungen mehr als gerechtfertigt. Wer täglich für die Sicherheit von Passagieren sorgt, schwere körperliche Arbeit leistet und unregelmäßige Arbeitszeiten hat, verdient eine angemessene Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen.

Doch anstatt auf die berechtigten Anliegen der Beschäftigten einzugehen, wird der Streik als „unverhältnismäßig“ diffamiert. Wirtschaftsvertreter klagen über die Auswirkungen auf den Luftverkehr und fordern neue Streikregeln. Tatsächlich geht es ihnen nicht um die Passagiere, sondern um Profite. Sie wollen das Streikrecht einschränken, um zu verhindern, dass Beschäftigte bessere Löhne und gute Arbeitsbedingungen durchsetzen können. Es geht um einen Angriff auf die Grundrechte der Arbeiterklasse.

Das Streikrecht ist nicht verhandelbar

Streiks sind ein zentrales Mittel, um Druck auf Unternehmen und Konzerne auszuüben. Die Geschichte zeigt, dass viele soziale Errungenschaften – vom Achtstundentag bis zum Mindestlohn – erst durch Arbeitskämpfe erkämpft wurden. Ein Streik ist nie bequem, aber er ist notwendig, wenn Unternehmen und Konzerne ebenso wie Politik sich taub stellen.

Die Forderung nach einer Zwangsschlichtung, bevor ein Streik kritische Infrastruktur betrifft, ist ein Angriff auf die Rechte der Arbeiterklasse. Wer entscheidet, wann ein Streik „zu weit“ geht? Die Unternehmen und Konzerne, die kein Interesse an besseren Bedingungen hat? Eine solche Einschränkung des Streikrechts würde die Verhandlungsposition der Beschäftigten massiv schwächen und ihnen letztlich die Möglichkeit nehmen, für ihre Rechte zu kämpfen.

Solidarität statt Spaltung

Ein Narrativ, das Unternehmen und Konzerne sowie Wirtschaftsverbände gerne verbreiten, ist, dass Streiks auf dem „Rücken der Passagiere“ ausgetragen werden. Doch die Schuld für die aktuellen Ausfälle liegt nicht bei den Beschäftigten, sondern bei den Unternehmen und Konzernen, die sich weigern, bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu gewähren. Die Gewerkschaft hat den Streik frühzeitig angekündigt, sodass sich Reisende darauf einstellen konnten.

Die wahren Profiteure eines reibungslosen Flugverkehrs sind die Konzerne, die auf niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen setzen. Wenn wir als Gesellschaft Wert auf gut funktionierende Flughäfen legen, dann müssen wir auch diejenigen wertschätzen, die sie am Laufen halten. Statt gegen die Streikenden zu hetzen, sollten wir uns mit ihnen solidarisieren.

Ein Weckruf an die Politik

Die Politik muss endlich handeln. Es darf nicht sein, dass Beschäftigte um grundlegende Rechte kämpfen müssen, während Konzerne weiterhin Rekordgewinne einfahren. Statt das Streikrecht einzuschränken, sollten Mindeststandards für Löhne und Arbeitsbedingungen verankert werden.

Dieser Arbeitskampf ist nicht nur ein Kampf für bessere Löhne an Flughäfen – er ist ein Symbol für die Notwendigkeit, Arbeitsrechte in Deutschland und Europa zu stärken. Es ist an der Zeit, die Verhältnisse zu hinterfragen und eine Wirtschaft zu fordern, die nicht nur den Interessen der Konzerne dient, sondern den Menschen, die sie am Laufen halten.

Quelle: Junge Welt/ORF

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