Das Umweltbüro der Kommunistischen Partei der Türkei (TKP) hat Ende letzter Woche eine vorläufige Bewertung der Waldbrände vorgenommen. Diese halten in vielen Teilen des Landes an und aufgrund unzureichender Maßnahmen konnten und können bisher sie nicht unter Kontrolle gebracht werden.
Türkei. Der Hauptgrund, warum die türkischen Wälder so leicht abbrennen würden, läge darin, dass sich der Staat fast vollständig aus der Verantwortung für den Schutz der Wälder zurückgezogen habe und die Wälder, wie der gesamte natürliche Reichtum des Landes, außerdem der ungezügelten Profitgier des Kapitalismus ausgeliefert worden seien, heißt es seitens des Umweltbüros der TKP.
Weiter heißt es in der Einschätzung: „Die Wälder der Türkei sind zu jeder Jahreszeit brandgefährdet. Die marktorientierten Praktiken der AKP gegenüber den Naturräumen haben daran ebenso Anteil wie die globale Erwärmung. Mit einer Reihe von Änderungen des Forstgesetzes während der AKP-Herrschaft wurden die Schutzgebiete, Nationalparks, Naturschutzgebiete und die Wälder des Landes insgesamt für die unbegrenzte Plünderung durch das Kapital geöffnet. Als natürliche Folge des etablierten Plünderungssystems ist die Abholzung der Wälder fast die Hauptursache für Überschwemmungen und Waldbrände in unserem Land geworden.“
Reduktion der Waldflächen
2002, als die AKP in der Türkei an die Macht kam, betrug die aus den Wäldern gewonnene Holzproduktion 8 Millionen Kubikmeter, nach den offiziellen Daten von Ende 2020 hat die Produktion das Niveau von 25 Millionen Kubikmetern überschritten. Es wird geschätzt, dass sie bis Ende 2021 30 Millionen Kubikmeter überschreiten wird. Aufgrund der Schwankungen des Dollarkurses in den letzten Jahren wandte sich die bis dahin importbasierte Forstindustrie dem heimischen Markt zu. Die Abholzung aufgrund der hohen Holzproduktion führt in verschiedenen Teilen unseres Landes zu Überschwemmungen und Erdrutschen, und die Bodenfruchtbarkeit nimmt durch starke Erosion ab.
Doch damit nicht genug, in der Erklärung hält die TKP fest, dass offiziellen Zahlen zufolge bis Ende 2020 47 Tausend Hektar Waldfläche für den Bergbau und 34 Tausend Hektar Waldfläche für den Energiesektor umgewidmet wurden. Mit diesen Schritten werden der Natur irreparable Schäden zugefügt, hält das Umweltbüro fest. Mit einem Gesetz, das nach seiner Veröffentlichung im Amtsblatt Ende Juli in Kraft getreten ist, wurde die Öffnung von Waldgebieten für Tourismusinvestoren unter der Bezeichnung „Tourismusschutz- und Entwicklungszonen“ in den Vordergrund gerückt. Mit der Zerstörung der Waldflächen, die der Hauptstadt zugewiesenen sind, wird weit mehr Waldfläche vernichtet als durch Waldbrände verwüstet wird.
Saisonarbeiter und Personalmangel
In der Türkei gilt der Zeitraum zwischen dem 1. Mai und dem 1. November als Brandsaison. Für diesen Zeitraum gibt es Pläne zur Brandbekämpfung. Feuerwehrleute werden saisonal eingestellt und auch Mietverträge für Flugzeuge und Hubschrauber auf diese Zeit beschränkt. Das Umweltbüro der Kommunistischen Partei kritisiert, dass bei diesem Vorgehen der Klimawandel nicht berücksichtigt würde, die Waldbrände breiten sich nämlich auf vier Jahreszeiten aus.
Weiter kritisiert das Umweltbüro die Kürzungen in Sachen Waldarbeiter, die infolge der Privatisierungspolitik stattfanden. Der Personalmangel erschwere eine wirksame Brandbekämpfung. Auch die zu leistenden Überstunden der Kolleginnen und Kollegen erhöhe die Gefahr von Arbeitsunfällen. Andererseits wird versucht, den Mangel an Feuerwehrleuten durch die Einstellung von Saisonarbeitern zu beheben. Neben der Berufsausbildung erhalten diese Arbeiter keine angemessene Unterkunft und Ernährung, heißt es weiter.
Erhaltung und Ausweitung von Waldflächen eigentlich Aufgabe des Staates
Weiter hält die TKP fest, dass die Erhaltung der Wälder des Landes und die Ausweitung der Waldflächen zu den primären Aufgabenbereichen des Staates gehören sollten und im Rahmen eines zentralen Plans umgesetzt werden müssten. Es sei nicht die Aufgabe von NGOs dies zu tun.
Die Erklärung schließt damit, dass festgehalten wird: „Wir haben keine Chance, unsere Wälder und natürlichen Reichtümer zu schützen, ohne diesem marktwirtschaftlichen Ausbeutungssystem, das sich auch in Waldbränden niederschlägt, ein Ende zu setzen. Die notwendigen Maßnahmen zum Schutz unserer Wälder sollten mit einer zentralen Planung im Einklang mit der Wissenschaft umgesetzt werden, die zur Bekämpfung von Waldbränden notwendige soziale Organisation sollte aufgebaut und aufrechterhalten werden, und die fachliche Kompetenz und eine sichere Beschäftigungspolitik für die Waldarbeiter sollte gewährleistet werden.“
Quelle: Sol International News