Die drittgrößte Tageszeitung Österreichs muss sparen: 40 Jobs werden gestrichen, die Chefredaktion wird neu besetzt. An der traditionellen ÖVP-Nähe des Blattes ändert sich freilich nichts.
Wien. Seitens der Tageszeitung „Kurier“ wurde ein neuerlicher Kahlschlag bei den Beschäftigten angekündigt: Nachdem schon im Vorjahr 20 Jobs abgebaut wurden, müssen von den verbliebenen 180 Angestellten nun 40 gehen – diese wurden bereits beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet. Somit hat man den Personalstand binnen zwölf Monaten um 30 Prozent verringert. Hintergrund sind wirtschaftliche Schwierigkeiten des Medienunternehmens: Die verkaufte Druckauflage sinkt ebenso wie die Reichweite (6,3 Prozent), Werbeeinnahmen gehen verloren, während der Papierpreis steigt.
Doch nicht nur weitere 40 Angestellte verlieren ihre Jobs, auch Chefredakteurin Martina Salomon muss gehen bzw. zumindest ihren bisherigen Posten räumen – sie zieht sich mit ihren knapp 64 Jahren auf die Herausgeberinnenposition zurück. Ihr Nachfolger wird mit 1. März dieses Jahres Martin Gebhart, zuletzt Innenpolitikchef, zuvor NÖN. Das ergibt auch Sinn: Nachdem Salomon den „Kurier“ unter Ausbootung von Helmut Brandstätter auf streng türkise Linie im Sinne von Sebastian Kurz gebracht hat, kann nun wieder die alt-schwarze NÖVP/Raiffeisen-Partie übernehmen.
An der grundsätzlichen ÖVP-Nähe wird sich beim „Kurier“ natürlich nichts ändern – das war schon immer so: 1945 als buntes Boulevardblatt von der Propagandaabteilung der US-Armee in Österreich gegründet, wurde der „Kurier“ 1954 dem ÖAAB bzw. ÖVP-Mittelsmännern übergeben, ehe er ins Raiffeisen-Portfolio wechselte – heute hält die Raiffeisen Zentralbank eine Mehrheit von 50,56 Prozent. Fun Fact: Über die Beteiligung der deutschen „Funke“-Mediengruppe besitzt auch René Benkos Signa Holding 24,2 Prozent am „Kurier“. Ob sich das noch zu Geld für die Multiinsolvenz machen lässt?
Quelle: ORF