St. Pölten. Der Nationalpark Thayatal gilt als Wiege der Europäischen Wildkatze in Österreich. Seit 2007 wurde hier mehrmals die scheue Waldbewohnerin mittels Lockstöcken ausgeforscht. Seit Jänner 2021 mehren sich nun wieder die Nachweise mittels Fotofallenbilder. Auch aus der 75 km weit entfernten Wachau liegen zahlreiche Bestätigungen der Wildkatze vor. Forscher haben nun die Wanderrouten der Wildkatze zwischen dem Thayatal und der Wachau analysiert.
Ein Foto einer Katze auf einem Baum bei Groß-Pertholz im Waldviertel machte 2003 den Anfang und legte den Grundstein für das Wildkatzen-Interesse im Nationalpark Thayatal. 2006 startete Nationalparkdirektor Christian Übl als damaliger Forschungsmitarbeiter ein erstes Forschungsprojekt im Thayatal bei Hardegg. Mittels Baldrian-Lockstöcken sollten Wildkatzen angelockt und durch gentechnische Analysen ausgeforscht werden. Bereits im Frühling 2007 folgten die ersten Nachweise im grenzüberschreitenden Schutzgebiet. Die Ausforschung der Wildkatze im Thayatal erregte damals österreichweit großes Aufsehen, auch in anderen Bundesländern wurden in der Folge Erhebungen durchgeführt.
Weitere positive Bestätigungen in den Jahren 2008, 2009, 2011, 2013, 2014 und 2018 (letztere aus der Umgebung des Nationalparks) anhand genetischer Nachweise bzw. mittels Fotofallenbilder folgten. Seit Herbst 2020 kann sich nun das Forschungsteam im Thayatal im Rahmen des österreichisch-tschechischen INTERREG-Projektes „Connecting Nature AT-CZ“ über weitere kräftige Lebenszeichen der Wildkatze freuen: „Einem Fotofallenbild aus dem Nationalpark-Umfeld im November folgten mehrere Aufnahmen im Jänner, Februar und März 2021, die unsere Wildkatzenforscher Thomas Einsiedl und Projektleiter David Freudl mittels Fotofallen festhalten konnten. Aufgrund ihrer charakteristischen Zeichnung am Rücken waren die Tiere eindeutig als Wildkatze zu bestimmen. Die genetische Analyse der Haarproben durch die Wildtiergenetik Senckenberg in Deutschland hat das Ergebnis bereits bestätigt. Es ist das erste Mal, dass wir die Wildkatze in so regelmäßigen Abständen bei unseren Lockstöcken nachweisen konnten!“ so Nationalparkdirektor Christian Übl.
In der Wachau wurde 2013 erstmals die Wildkatze bei Weißenkirchen durch einen Totfund nachgewiesen. Weitere Bestätigungen aus der Wachau folgten in den Jahren 2014, 2016, 2017 und 2018. Hier arbeitet Wildkatzenexperte Peter Gerngross von der Plattform Wildkatze an der Ausforschung der Wildkatze: „Bei den jüngsten genetischen Analysen von Haarproben aus den Jahren 2019 und 2020 konnten wir insgesamt sechs Individuen unterscheiden. Da hier auch enge Verwandtschaftsverhältnisse bestätigt wurden, steht fest, dass es sich dabei um eine kleine Population handelt!“
Quelle: APA-OTS