Das Verteidigungsministerium rüstet zunächst mit neuen Helikoptern aus Italien auf, die Typenentscheidung für den Eurofighter-Ersatz soll ebenfalls bald folgen.
Wien/Rom. Das österreichische Bundesheer scheint Ersatz für die wahrlich etwas betagten „Alouette“-Hubschrauber gefunden zu haben: Nachdem auch Airbus/EADS eine Option war, jedoch die Abwicklung der Eurofighter-Affäre nicht ausgestanden ist, machte nun tendenziell erwartungsgemäß der italienische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Leonardo (ehemals Finmeccanica) das Rennen: 18 Stück des Helikopters vom Typ AW169M werden in Kooperation mit der römischen Regierung seitens des Verteidigungsministeriums angeschafft. Mit einem Volumen von rund 300 Millionen Euro handelt es sich um den teuersten Beschaffungsvorgang des Bundesheeres seit 20 Jahren – eben seit den Eurofightern. Die jetzt offenbar ausgewählten Leonardo-Hubschrauber erreichen Geschwindigkeiten von über 250 km/h und eine Flughöhe von gut 4.500 Metern – damit ist natürlich auch der für Österreich relevante alpine Einsatz möglich. Die Verwendung ist vielfältig, einerseits kann der im Vergleich zum Airbus-Angebot relativ große und schwere AW169M sowohl Lasten als auch Truppen transportieren, ist aber selbstverständlich zur Bewaffnung und somit zum Kampfeinsatz geeignet.
Im Verteidigungsministerium lenkt man ja traditionell gerne mit notwendigen „Katastrophenschutzeinsätzen“ ab, aber man soll sich nicht täuschen lassen: Natürlich handelt es sich um militärisches Kriegsgerät, nicht um einen Rettungs- oder Löschhubschrauber. Als solches ist der (noch recht neu entwickelte) AW169M bereits in der italienischen und der ungarischen Armee in Verwendung, außerdem als Polizeihelikopter in Slowenien, Norwegen und Argentinien. Im österreichischen Heer wird das neue Gerät die leichten „Kiowa“-Helikopter und den mittleren Agusta Bell 212 ergänzen. Das Prunkstück unter den Hubschraubern des Bundesheeres bleiben natürlich die leistungsstarken US-amerikanischen „Black Hawk“-Helikopter, die eine Klasse über den neuen Fluggeräten aus Italien liegen. In nächster Zeit steht jedoch eine weit größere und bedeutsamere, allerdings eben auch unnötigere Anschaffung der österreichischen Luftwaffe an: Denn die Eurofighter sollen absehbar durch neue Kampfflugzeuge ersetzt werden, wobei zuletzt einiges für den „JAS-39 Gripen“ des schwedischen Herstellers Saab sprach. Verteidigungsministerin Tanner (ÖVP) hüllt sich in Schweigen, streckt ihre Fühler aber sicher auch in die USA und – trotz aller Querelen – in Richtung EU-affines Gerät aus deutsch-französischer Produktion aus. So oder so wird es um Milliardenbeträge und wohl 18 Überschalljets mit erheblicher Bewaffnung gehen, die im Zweifelsfall auch den einen oder anderen imperialistischen Abenteuerausflug an der Seite von NATO/EUFOR ermöglichen könnten – denn bloße „Luftraumüberwachung“ sieht anders aus.
Quelle: Kronen Zeitung