HomePolitikÖVP würdigt faschistischen Diktator mit „Doktor-Dollfuß-Platz“

ÖVP würdigt faschistischen Diktator mit „Doktor-Dollfuß-Platz“

Die ZdA hat angesichts des neuen Innenministers als erstes Medium das Dollfuß-Museum in Texing thematisiert. Nur acht Kilometer entfernt gibt es auch noch einen Dollfuß-Platz zu Ehren des faschistischen Diktators.

St. Pölten/Wien. Nachdem die „Zeitung der Arbeit“ die Sache bereits vor drei Tagen thematisiert und darüber berichtet hatte, landete die Angelegenheit des Texinger Dollfuß-Museums schließlich sogar bei den größeren bürgerlichen Medien sowie in der politischen Debatte: Der neue Innenminister Gerhard Karner, bislang auch Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Texingtal, unterhält mit öffentlichen Mitteln und dem Segen der ÖVP-Fraktion eine museale Gedenkstätte für den austrofaschistischen Diktator Engelbert Dollfuß. Nun wurde immerhin eine kritische (?) Überarbeitung der Ausstellung im Geburtshaus des faschistischen Verbrechers zugesagt. Dass die ÖVP ein überaus unsauberes Verhältnis zum Austrofaschismus 1933–1938 hat, war freilich schon bisher kein Geheimnis, zumal Dollfuß’ Christlich-Soziale Partei bzw. die Vaterländische Front ja ihre Vorläuferorganisationen sind.

Das merkt man im niederösterreichischen Mostviertel nicht nur in Texingtal, sondern auch in der nahegelegenen Gemeinde Mank, die acht Kilometer weiter nördlich ebenfalls im Bezirk Melk situiert ist. Hier gibt es nämlich auch Bemerkenswertes zu sehen: Dort, wo die Wieselburger Straße bzw. die Herrenstraße mit der Alleestraße zusammenstoßen, trägt der Schlussbereich letzterer den Namen „Doktor-Dollfuß-Platz“. Es handelt sich um die einzige Verkehrsfläche Österreichs, die noch nach Engelbert Dollfuß benannt ist. Versuche, diesen Schandfleck aus der Welt zu schaffen, scheiterten bislang an der ÖVP. Diese verfügt im Manker Gemeinderat über eine große absolute Mehrheit von 18 von 23 Mandaten (SPÖ und Grüne jeweils zwei, FPÖ ein Sitz). Und Bürgermeister Martin Leonhardsberger weigert sich bislang beharrlich, die Würdigung des austrofaschistischen Putschisten, Diktators und Mörders zurückzunehmen und den Platz umzubenennen – ja, nicht einmal eine erklärende Zusatztafel ist der ÖVP genehm, was aber ohnedies zu wenig wäre.

Schade für den netten Bauernladen, der im Alten Wirtshaus untergebracht ist und mit der Adresse Doktor-Dollfuß-Platz 1, 3240 Mank leben muss. Man könnte sagen, es sei skandalös, was in Teilen der ÖVP mit Händen und Füßen verteidigt wird, doch man darf sich auch daran erinnern, dass bis zur gegenwärtigen Renovierung in den ÖVP-Klubräumlichkeiten im Parlament zu Wien ein Dollfuß-Porträt hing – in der Helden- und Ahnengalerie der „christlich-sozialen“ Schwarzen. Dass es jener Partei, die seit 35 Jahren ununterbrochen in der österreichischen Bundesregierung vertreten ist, bis heute nicht möglich ist, sich klar gegen den Austrofaschismus und dessen Führer zu bekennen, ist vielsagend. Fast könnte man annehmen, dass man in der ÖVP der erfolgreichen Ausschaltung der Demokratie und der Verfassung, dem Verbot der Arbeiterorganisationen, der militärischen Niederschlagung des antifaschistischen Widerstandes, den „Standrecht“-Morden und der Errichtung von Konzentrationslagern nachtrauert – nicht nur in der Gemeinderatsfraktion von Mank.

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