Im größten Hafen der Welt stauen sich weiter die Schiffe. Die Wartezeiten für die Beladung und Entladung verlängern sich täglich. Schätzungen zufolge warten aktuell zirka 300 Schiffe darauf, Shanghai anlaufen zu können.
Shanghai. Aktuell befindet sich die Volksrepublik China in der schlimmsten Infektionswelle seit dem Beginn der Pandemie. Vor allem Shanghai ist davon betroffen, es gibt in der 26-Millionen-Metropole zirka 20.000 Neuansteckungen am Tag. Die Volksrepublik hält weiter an ihrer strikten Eindämmungsstrategie fest. Vor rund drei Wochen wurde ein Lockdown verhängt. Auch am Hafen merkt man seit Wochen die Auswirkungen: Zwar befinden sich viele Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter in Quarantäne. Laut einem Sprecher der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd beträfen die Probleme jedoch vielmehr den Weitertransport der entladenen Waren in das chinesische Umland. An Arbeiterinnen und Arbeitern zum Beladen und Entladen der Schiffe fehle es aktuell nicht.
Laut dem Reedereiverbund Ocean Network Express stapeln sich auf dem Hafengelände Kühlcontainer, die nicht abtransportiert werden können, weil es an Lastkraftwagen sowie Fahrerinnen und Fahrern mangle. Viele Transportunternehmen wollen ihre LKW nicht nach Shanghai schicken und damit eine Infektion ihrer Fahrerinnen und Fahrer riskieren. Auch viele Lagerhäuser sind aktuell geschlossen.
Diese nicht weitertransportierbaren Kühlcontainer müssen während ihrer Lagerung am Hafen von Shanghai ständig mit Strom versorgt werden, um die Kühlung aufrechtzuerhalten. Auch hier tun sich Probleme auf. So fehlen beispielsweise Steckdosen, um die Spezialcontainer mit Strom zu versorgen. Die dänische Reederei Maersk hat den Transport von tiefgefrorenem Fisch und Fleisch nach Shanghai eingestellt und weicht für diese Waren bereits auf andere chinesische Häfen aus. Und auch andere Schifffahrtsunternehmen steuern bereits alternative Häfen in der Umgebung an. In den Häfen Shenzen und Ningbo sind die Umschlagmengen in den vergangenen zwei Wochen bereits um 15 Prozent gestiegen.
Währenddessen sinkt der Warenumschlag in Shanghai deutlich. Das Volumen der umgeschlagenen Waren sank in den vergangenen zwei Wochen um 23 Prozent, verglichen mit einem Zeitraum vor dem Lockdown am 12. März. Die Zahl errechnet sich aus einem 14-Tages-Schnitt und wurde vom Softwareunternehmen Four-Kites aus Chicago ermittelt. Four-Kites erfasste auch Daten zur Wartezeit der Schiffe, die sich aktuell vor Shanghai stauen. Frachtschiffe für Importwaren warteten in den vergangenen zwei Wochen durchschnittlich 8,3 Tage, was einem Zuwachs von 144 Prozent in Relation zum Vergleichszeitraum vor dem Lockdown entspricht. Die Wartezeiten für Schiffe, die Exportgüter aufladen wollen, sind zirka zwei Tage kürzer.