Im Süden Japans sollen Aggro-Affen vermehrt Stadtbewohner attackieren. Eine organisierte Machtübernahme und die Unterjochung der Menschheit dürften aber nicht bevorstehen.
Yamaguchi. Kann natürlich auch nur das mediale Sommerloch sein, nachdem die Affenpocken nicht wirklich ziehen, aber trotzdem: Aus der japanischen Großstadt Yamaguchi, ganz im Südwesten der Hauptinsel Honshū, mehren sich Berichte über aggressive Affen, die Menschen attackieren. In den vergangenen sieben Tagen sollen 42 Personen durch Kratz- und Beißwunden verletzt worden sein. Bei den Tieren handelt es sich um die bekannten Japanmakaken (Macaca fuscata), die sich durchaus häufig in Siedlungen und Städten aufhalten und dabei im Futterneid gegenüber den menschlichen Bewohnern auch recht lästig werden können. Dass allerdings so viele Angriffe binnen kurzer Zeit und ein vermehrtes Eindringen in Häuser vorkommen, ist eher ungewöhnlich. Die Behörden versuchten es im Abwehrkampf zunächst mit Fallen, aber so dumm waren die Affen nicht – die Käfige blieben leer. Daher beginnt die Polizei nun mit der Jagd, freilich nur mit Betäubungsgewehren.
Bleibt die Frage, was der Affenaufstand soll. Ist der Endkampf um den Planeten der Affen eröffnet? Läuft die Primatenrevolution? Reicht’s den Makaken einfach, weil die entfernt verwandten Menschen (Homo „sapiens“) die Erde sehenden Auges ungebremst an die Wand fahren und dabei nicht nur die Freiheitsstatue zerstören werden? Vermutlich nicht, womit wir bei unspektakuläreren Erklärungen wären: Das Zusammentreffen von Menschen und Wildtieren ist oft nicht konfliktfrei. Es geht um Lebensraum und Nahrungsangebote, und je mehr beides durch menschliches Tun rücksichtslos verknappt wird, umso mehr suchen Tiere nach Alternativen – und dies eben nicht gerade bei bester Laune, wie die Makaken von Yamaguchi zeigen. Ist jetzt aber auch nur eine Theorie. Vielleicht meldet sich dann ja doch noch der Anführer der Affenbanden zu Wort und sagt endlich „Nein!“.
Quelle: Der Standard