Nach den Feiertagen steigt wieder die Zahl der Menschen, die Rat bei der Schuldnerberatung suchen. Dafür verantwortlich ist nicht nur der spezielle weihnachtliche Konsumdruck, sondern die allgemeine kapitalistische Ausbeutung.
Wien. Durch die grassierende Teuerungswelle verzeichnete die Wiener Schuldnerberatung bereits vor Weihnachten einen deutlichen Anstieg der Beratungsgespräche. Regelrechter Hochbetrieb herrscht jedoch jedes Jahr nach den Feiertagen – und dies wird auch heuer so sein. Im Allgemeinen liegt die Zahl der Erstkontakte im Jänner immer rund 17 Prozent über jenen der restlichen elf Monate.
Der Grund ist klar: Rund um Weihachten herrscht ein gestiegener Konsumdruck auf die Menschen: Sie werden mehr oder minder subtil dahingehend manipuliert, dass sie einerseits andere mit teuren Geschenken beglücken müssen, andererseits sich aber auch selbst besondere Wünsche verwirklichen sollen. Auf allen Medienkanälen werden spezielle Angebote und „must have“-Waren angepriesen, die sich viele Menschen eigentlich nicht leisten können: Sie werden, u.a. auch über Ratenzahlungen und deren Zinsen, in die Schuldenfalle getrieben.
Trotzdem darf man es sich nicht so einfach machen mit den Daten: Lediglich 20 Prozent der Beratungsgespräche drehen sich um hohe „Konsumschulden“. Umgekehrt sind somit 80 Prozent der Kundinnen und Kunden der Schuldnerberatung ohne besondere Ausgaben ins Minus gerutscht: Sie können sich ganz normale Dinge nicht leisten, wie die Miete, die Strom- und Gasrechnung, Mobilität, Kommunikation, Versicherungen, Lebensmittel. Im Jahr 2022 gab es diesbezüglich bei der Wiener Schuldnerberatung einen Anstieg um zwölf Prozent gegenüber 2021.
Faktum ist, dass die Löhne und Gehälter allzu deutlich hinter der Inflation zurückbleiben, denn das Kapital will maximale Profite machen: Das geht nur, wenn man niedrige Löhne zahlt und gleichzeitig hohe Preise verlangt. Der Kapitalismus gesteht einer wachsenden Zahl an ruinierten Menschen nicht nur kein frohes Weihnachtsfest zu, sondern nicht einmal ein Überleben unter anständigen Umständen.
Quelle: ORF