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Richard Zach: Weich fällt der Schnee

Aus dem umfangreichen Werk des österreichischen Dichters und kommunistischen Widerstandskämpfers Richard Zach (1919–1943) bringen wir heute das Gedicht „Weich fällt der Schnee“. Seine Datierung ist unsicher, dürfte aber noch vor Matura und „Anschluss“, vielleicht 1937, liegen. Das hintergründige Thema der faschistischen und kapitalistischen Unterdrückung sowie der Notwendigkeit der Revolution gehört zum Kern des Schaffens von Richard Zach, der am 27. Jänner 1943 von den Nazi-Faschisten ermordet wurde.

Weich fällt der Schnee

Weich fällt der Schnee,

und in Millionen Flocken.

So stirbt ein Heer von milden Duldern,

von stummen, ängstlich gleichen Schuldnern,

in jedem leichten Wind erschrocken. 

Wer fällt zu schnell?

Wohl ein Rebell! – 

Es tanze keiner aus der Reihe,

dass uns die Obrigkeit verzeihe!

Es tue jeder gut und brav

sein Teil zum großen Winterschlaf.

Und dass ihr still verreckt, 

die Welt nur ja nicht weckt! 

Sanft fällt der Schnee,

und ohne jeden Willen.

In allen diesen Winterzeiten

erfriere jedes böse Streiten,

und keiner wage es zu brüllen! 

Nur leise, leis‘,

der Not zum Preis. 

Bedenkt, ihr bringt den Gruß vom Himmel.

Und seid ihr auch nur feuchter Schimmel

- seht her! – so wird man zart und brav,

wie Wolle, die man schert vom Schaf. 

In Dankbarkeit geläutert.

Wohl dem, der niemals meutert. 

Weiß fällt der Schnee,

wie hungerfahle Wangen.

Ist Nacht und Tag vom Weiß durchwoben,

und immer noch kommt Schnee von oben.

Das Bahrtuch wird für viele langen. 

Weiß ist der Tod.

Kein Brot! Kein Brot! 

Habt keine Angst, wir fluchen nimmer

in uns’rem weißen Leichenschimmer.

Verklärt ist Dorf und Stadt und Land

vom Unschuldsweiß. Es droht kein Brand.

Geruhsam ist die Zeit 

im weißen Totenkleid.

Quelle: Christian Hawle, Richard Zach – „Gelebt habe ich doch!“, Wien 1989, S. 106–107

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