Im Gefängnis Pietro Cerulli in Trapani wurden gegen 25 Gefängnisbeamte Maßnahmen verhängt, da sie über Jahre Häftlinge – insbesondere psychisch Kranke und Nicht-EU-Bürger – systematisch gefoltert, gedemütigt und misshandelt haben. Die Ermittlungen, die seit 2021 laufen, deckten schockierende Details über menschenunwürdige Zustände und brutale Gewalt auf, die von den Beamten verschleiert wurde.
Trapani. Gegen fünfundzwanzig Gefängniswärter, die aus verschiedenen Gründen und im Zusammenhang mit Folter, Amtsmissbrauch gegenüber Häftlingen im Gefängnis Pietro Cerulli in Trapani angeklagt sind, wurden Vorsichts- und Verbotsmaßnahmen verhängt: elf Hausarreste und 14 Suspendierungen von öffentlichen Ämtern.
Gegen insgesamt 46 Verdächtige wurden Durchsuchungsbeschlüsse erlassen. Die Ermittlungen wurden bereits 2021 aufgenommen.
Menschenunwürdige Zustände
Die „Blaue Zone“, die Isolierabteilung des Gefängnisses von Trapani, war für ihre menschenunwürdigen Bedingungen bekannt. Zelle Nummer 5, als das „glatte Zimmer“ bezeichnet, war karg und möbelfrei, vorgesehen für Insassen mit selbstverletzendem Verhalten – ein Bereich, der oft außerhalb des Sichtfelds der Überwachungskameras lag. Dort folterte, demütigte und verprügelte nach Angaben der Staatsanwaltschaft jahrelang eine Gruppe von Gefängnisbeamten die problematischsten Insassen, Menschen mit psychischen Problemen, Nicht-EU-Bürger – kurzum: Besonders vulnerable Personen.
Die Ermittler sprechen in diesem Zusammenhang von einer „unmenschlichen, gegen die Menschenwürde verstoßenden Behandlung“. Dass die „blaue Zone“ die Hölle des Gefängnisses von Trapani ist, ist seit langem bekannt, da Insassen es schon oft angeprangert haben.
Am 17. September 2021 gab ein Gefangener zu Protokoll, dass er nach einem Protest in die Einzelhaftabteilung gebracht und mit Tritten, Schlägen und Spucke angegriffen wurde. Er berichtete auch, dass er einen anderen Häftling in der Nachbarzelle schreien hörte. So begannen die von der Staatsanwaltschaft Trapani koordinierten Ermittlungen, die Aggressionen, Demütigungen und illegale Durchsuchungen ans Licht brachten, denen jahrelang eine Gruppe von Wärtern und Häftlingen zum Opfer fiel. Die Häftlinge mussten sich nackt ausziehen und wurden gezwungen, unbekleidet durch die Gänge zu gehen, sie wurden mit Kommentaren über ihre Genitalien verspottet, geschlagen und mit Wasser und Urin in ihren Zellen beworfen.
Nach dem Stromabschalten wurde Urin in die Zellen geschüttet, um die Insassen zu terrorisieren. Die Opfer haben alles bestätigt und die Ermittler fanden sie glaubwürdig. „Die gedemütigten Personen zeigen eine Haltung von bemerkenswerter Ausgeglichenheit und hegen keinen Groll“, heißt es im Untersuchungshaftbefehl. Jahrelang nun filmten von der Staatsanwaltschaft aufgestellte Videokameras die Misshandlungen.
„Ich hätte ihn am liebsten massakriert“
Die Abhörgeräte taten ihr Übriges. „Ich hätte ihn am liebsten massakriert, Kollege, wie ich es mit den anderen auch gemacht habe“, sagt einer der festgenommenen Beamten, der nach einem Angriff eines Häftlings auf einen Kollegen abgehört wurde. „Die Wassereimer… es ist sowieso heiß, wir tun ihm einen Gefallen“, kommentiert ein anderer.
Zu den härtesten Bildern gehören die eines nackten Nicht-EU-Bürgers in den Gängen und eines anderen Gefangenen, der mit auf dem Rücken gefesselten Armen durchsucht wird. Einem der Opfer wurde angeblich auch eine Zigarette mit Beruhigungsmittel verabreicht. Offensichtlich gab es in den dienstlichen Berichten über die Gewalt keine Linie: Denn die Beamten gaben ihren Vorgesetzten falsche Versionen, in denen nur das gewalttätige Verhalten der Gefangenen hervorgehoben wurde. Auch auf die Gefängnisärzte waren die Beamten wütend.
Patrizio Gonnella, Vorsitzender des Vereins Antigone, ein Verein, der sich seit 1991 mit konkreten Aktionen und kulturellen Kampagnen für die Gewährleistung von Rechten und Garantien im Straf- und Strafvollzug und sich für eine verfassungskonforme Bestrafung einsetzt, erklärte, man hoffe, dass die Geschehnisse vollständig aufgeklärt würden und im Rahmen der Ermittlungen und des Prozesses jede Verantwortung anerkannt werde. Zudem äußerte er Zufriedenheit darüber, dass es in der Gefängnisverwaltung Fachleute gebe, die den Häftlingen Raum zum Atmen geben und ihre unveräußerlichen Rechte achten würden.