Zum zwanzigsten Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, die am 7. November 1917 im Russland gesiegt hatte, verfasste Bertolt Brecht (1898–1956) das Gedicht „Der große Oktober“.
Der große Oktober (1937)
O großer Oktober der Arbeiterklasse!
Endliches Sichaufrichten der so lange
Niedergebeugten! O Soldaten, die ihr
Endlich die Gewehre in die richtige Richtung gerichtet!
Die den Boden bestellten im Frühjahr
Taten es nicht für sich selber. Der Sommer
Beugte sie tiefer. Noch die Ernte
Ging in die Scheunen der Herren. Aber der Oktober
Sah das Brot schon in den richtigen Händen!
Seitdem
Hat die Welt ihre Hoffnung.
Der Kumpel in Wales und der mandschurische Kuli
Und der pennsylvanische Arbeiter, der unter dem Hund lebt
Und der deutsche, mein Bruder, der jenen
Noch beneidet: sie alle
Wissen, es gibt
Einen Oktober.
Selbst die Flugzeuge der Faschisten, die
Gegen ihn heraufkommen, sieht
Der Soldat der spanischen Miliz darum
Mit geringerer Sorge.
Aber in Moskau, der berühmten Hauptstadt
Aller Arbeiter
Bewegt sich alljährlich über den Roten Platz
Der unendliche Zug der Sieger.
Mit sich führend die Embleme ihrer Fabriken
Abbilder der Traktoren und die Wollbüsche der Textilwerke
Auch die Ährenbündel der Getreidefabriken.
Über sich ihre Kampfflugzeuge
Die den Himmel verdunkeln, und vor sich
Ihre Regimente und Tankgeschwader.
Auf breiten Tuchstreifen
Tragen sie ihre Losungen und
Die Bildnisse ihrer großen Lehrer. Die Tücher
Sind durchsichtig, so dass
All dies zugleich sichtbar ist.
Schmal, an dünnen Stecken
Wehen die hohen Fahnen. In den entfernteren Straßen
Wenn der Zug ins Halten kommt
Leben Tänze auf und Wettspiele. Fröhlich
Ziehen die Züge, viele nebeneinander, fröhlich
Aber allen Unterdrückern
Eine Drohung.
O großer Oktober der Arbeiterklasse!
Quelle: Bertolt Brecht, Gesammelte Werke, Band 9 – Gedichte 2, Frankfurt/Main 1990, S. 675–677


















































































