Washington/Caracas. Was Donald Trump am Rande eines Treffens mit Benjamin Netanjahu in Mar-a-Lago verkündete, ist bezeichnend für die Methode Washington: ein angeblicher Angriff auf einen „Drogenumschlagplatz“ in Venezuela, eine „große Explosion im Hafengebiet“, zerstörte Anlagen – aber kein Ort, keine Beweise, keine Bestätigung unabhängiger Stellen. „Ich weiß genau, wer es war, aber ich will nicht sagen, wer es war“, sagte Trump. CIA, Pentagon und Weißes Haus verweigerten jede Auskunft. Aus Venezuela gab es zunächst keine Stellungnahme.
Damit steht nicht einmal fest, ob es sich um einen militärischen Einsatz der US-Armee oder um eine verdeckte Operation des Geheimdienstes handelte. Sicher ist nur: Es wäre der erste bestätigte Angriff an Land seit Beginn der US-Operationen gegen angebliche Drogenschmuggler in der Karibik und im Ostpazifik. Zuvor hatten die USA bereits mehrfach Boote angegriffen und ihre Präsenz massiv ausgebaut – mit Soldaten, Kriegsschiffen, einem Flugzeugträger und sogar einem Langstreckenbomber in der Region nahe Venezuela. Das alles wird offiziell mit dem „Kampf gegen Drogenkartelle“ begründet.
Wenn Donald Trump nun von „Drogenumschlagplätzen“ spricht, weiß man inzwischen: Es geht weniger um Fakten als um Vorwände. Der nun bestätigte US-Angriff auf venezolanisches Territorium reiht sich nahtlos in eine lange Tradition imperialer Selbstermächtigung ein – exekutiert ohne Beweise, ohne Mandat, ohne jede Rücksicht auf das Völkerrecht.
Der sogenannte „Krieg gegen Drogen“ dient Washington seit Jahrzehnten als moralisches Schmiermittel für militärische Interventionen. Unter diesem Etikett wurden Länder destabilisiert, Regierungen gestürzt und Regionen militarisiert – während der Drogenhandel selbst unvermindert florierte. Heute wird diese Logik erneut bemüht, um Angriffe in der Karibik und nun offenbar auch an Land zu legitimieren. Beweise? Fehlanzeige. Unabhängige Berichte? Keine. Stattdessen ein Präsident, der mit Halbsätzen prahlt und mit Geheimniskrämerei kokettiert.
Die Eskalation kommt nicht aus dem Nichts. Die USA haben Kriegsschiffe, einen Flugzeugträger und Langstreckenbomber in die Nähe Venezuelas verlegt – eine gewaltige Drohkulisse, die die militärische Macht der USA demonstrieren soll. Dass Nicolás Maduro darin einen Versuch erkennt, einen Machtwechsel zu erzwingen, ist vor diesem Hintergrund kaum abwegig.
Zynisch ist dabei nicht nur die völkerrechtswidrige Praxis, sondern auch ihre Klassenlogik. Während in den USA selbst Profite mit Waffen, Überwachung und Sicherheitsverträgen sprudeln, tragen die Menschen im globalen Süden die Kosten: zerstörte Infrastruktur, Angst, Instabilität. Der Kapitalismus exportiert seine Krisen einmal mehr mit Raketen – und nennt das dann Ordnungspolitik. Dass der angebliche Kampf gegen Kartelle ausgerechnet dort geführt wird, wo Washington seine geopolitischen Interessen bedroht sieht, ist kein Zufall, sondern Programm.
Quelle: ORF





















































































