HomeFeuilleton80 Jahre Befreiung von Paris

80 Jahre Befreiung von Paris

Die Fédération Internationale des Résistants (FIR – Internationale Föderation der Widerstandskämpfer. und der Antifaschisten) erinnern in einer Aussendung an die Befreiung der französischen Hauptstadt. Die FIR wurde im Mai 1951 in Wien mit dem Ziel der Schaffung einer Welt ohne Faschismus und Krieg gegründet. Vorläufer der Organisation war die 1947 gegründete FIAPP (Federation internationale des anciens prisioniers politiques), in der sich Widerstandskämpfer aus 17 Ländern zusammenfanden. 1948 wurden auch die Antifaschisten aus Deutschland und Österreich in diese Gemeinschaft aufgenommen. Die FIR ist also die internationale Dachvereinigung von Organisationen ehemaliger Widerstandskämpfer, Partisanen, Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition, Verfolgten des Naziregimes und Antifaschisten heutiger Generationen aus über 21 Ländern. In Österreich ist der KZ-Vrband/Verband der AntifaschistInnen Mitglied in der Fir.

Auf der Homepage des Dachverbandes wird festgehalten: „ ‚Nie wieder!‘ – das war die gemeinsame Überzeugung aller Menschen, die als Widerstandskämpfer, als Verfolgte des Naziregimes sowie als Angehörige der Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition die Befreiung vom Faschismus und Krieg erleben konnten.“

Paris wurde am 25. August 1944 durch die Kräfte der französischen Resistance und der französischen Einheiten im Rahmen der alliierten Streitkräfte. In der Aussendung der Fir, die wir im folgenden dokumentieren heißt es hierzu folgendes: 

„Nach der Landung der anglo-amerikanischen Truppen im Juni 1944 in der Normandie verstärkte der französische Widerstand seine militärischen und politischen Aktionen zur Unterstützung der alliierten Streitkräfte und als eigener Beitrag zur Wiederherstellung eines freien Frankreichs.

Am 18. August blockierte ein Generalstreik in Marseille die Bewegungsfähigkeit der deutschen Verbände, die Hafenstadt Toulon, ein bedeutender Stützpunkt der Nazikriegsmarine, konnte befreit werden. Den Streitkräften der Résistance, der F.F.I. (Forces françaises de l’intérieur) gelang es, große Gebiete im Süden Frankreichs unter ihre Kontrolle zu bringen. In Grenoble war die Wehrmacht schon am 22. August besiegt worden.
Am 10. August begann im Großraum Paris in den Werkstätten von Vitry ein Streik der Eisenbahner, am 15. August folgten die Bediensteten der Metro und sogar die Polizei. Am nächsten Tag schlossen sich die Postangestellten an, die den Telefonverkehr nur noch für die Verbindungen, die für die Résistance unentbehrlich waren, aufrechterhielten. Radio Paris, unter dem Befehl der Besatzungsmacht, stellte am 17. August alle Sendungen ein. Angesichts der Mobilisierung der Bevölkerung verbreitete das „Comité Parisien de Libération“ (Pariser Befreiungskomitee) am 18. August auf Plakaten einen Aufruf zum „Aufstand zur Befreiung“, der am 19. August auch tatsächlich ausgelöst wurde. Dabei wandten die kämpfenden Einheiten zwei Taktiken an, die ein Teilnehmer folgendermaßen schilderte: Man desorientierte den Feind durch Beunruhigungsaktionen, brachte ihn durch vielfache Angriffe an zahlreichen Stellen außer Fassung und vermittelte damit den Eindruck einer größeren Kampfstärke als tatsächlich gegeben. Gleichzeitig wurden Gas- und E‑Werke sowie die Telefonzentrale besetzt und die Sprengung von wichtigen Brücken durch bewaffnete Kämpfer verhindert.

Oberst Henri Rol-Tanguy, Kommunist, Offizier der Internationalen Brigaden in Spanien, Oberkommandierender der Streitkräfte der Résistance in der Pariser Region, befahl daraufhin am 20. August von seinem Hauptquartier in den Katakomben der Stadt aus die Generalmobilisierung. Rol-Tanguy beauftragte seinen Stabschef, Major Gallois, mit den auf Paris vorstoßenden amerikanisch-französischen Truppen Kontakt aufzunehmen, um sie zu bitten, so rasch wie möglich in die Hauptstadt einzuziehen. Der US-General Patton lehnt es ab, seine Einheiten nach Paris in Marsch zu setzen. Gallois sucht daher den französischen General Leclerc auf, der sich im Widerspruch zu den amerikanischen Befehlen dazu entschloss, den Aufständischen in Paris zu helfen und seine Panzer beschleunigt in Richtung Paris rollen ließ. Am Abend des 23. August erreichten sie die Stadtgrenze und bewegten sich kämpfend auf das Zentrum zu. Es war für Rol-Tanguy sicherlich eine besondere Freude, dass als eine der ersten militärischen Einheiten „La Nueve“ am 24.August 1944 die Stadtgrenze erreichte, eine Formation, in der vor allem ehemalige Spanienkämpfer aus verschiedenen Ländern für die Befreiung Frankreichs kämpften.


Die Aufständischen selber hatten das Rathaus besetzt, die Besatzer im Senatsgebäude und in der Kaserne „Prinz Eugen“ umzingelt. Als F.F.I.-Oberst Fabien mit Hilfe von sieben Panzern Leclercs das Senatsgebäude einnahm, kapitulierte der deutsche Besatzungskommandant Dietrich von Choltitz in seinem Hauptquartier im Hotel Meurice. Er wurde zunächst zur Polizeipräfektur, dann zum Bahnhof Montparnasse gebracht, wo er die Kapitulationsurkunde unterzeichnet, die die Unterschriften von General Leclerc und des Kommandanten der F.F.I. Oberst Rol-Tanguy, trug.

Der Einzug der weiteren alliierten Verbände nach Paris gestaltete sich in den folgenden Tagen unter dem Jubel der Bevölkerung zu einem wahren Triumphzug. Einer der Teilnehmenden an dieser Befreiung von Paris, war Peter Gingold, der als Deutscher in den Reihen der Résistance gekämpft hatte.

Wie schon in der Vergangenheit finden auch in diesem Jahr zahlreiche öffentliche Veranstaltungen zur Erinnerung an die Befreiung statt. Einen eigenen Beitrag leistet dazu die „Vereinigung 24. August 1944“, die gemeinsam mit der Stadt ein Programm zur Ehrung der Spanienkämpfer, die im Rahmen der militärischen Einheit „La Nueve“ am 24. August um 21 Uhr die Stadt erreichten, durchführt. In Erinnerung an den Triumphzug der französischen Einheiten 1944 findet am 25. August 2024 selber eine große Parade von der Porte d’Orléans zum Place Denfert Rochereau statt.

Die FIR gratuliert aus diesem Anlass allen antifaschistischen Verbänden in Frankreich, die sich für die Erinnerung an den Kampf der Resistance und aller Kräfte der Anti-Hitler-Koalition sowie die Weitergabe des Vermächtnisses an die nachfolgenden Generationen einsetzen.“

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