Am vergangenen Sonntag verstarb die Schauspielerin Bibiana Zeller im Alter von 95 Jahren in Wien. Ihre Präsenz in der österreichischen Theater‑, Fernseh- und Kinowelt der letzten Jahrzehnte ist beeindruckend, auch neben ihrer „Paraderolle“ als Ilse Kottan.
Bibiana Zeller wurde am 25. Februar 1928 in der damals eigenständigen Ortschaft Mauer geboren, heute Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks. Nach der Matura absolvierte sie die Schauspielklasse des Horak-Konservatoriums, das mittlerweile den Namen Schubert-Konservatorium trägt.
Zu Zellers erster Heimat wurde zu Beginn der 1950er Jahre das Theater in der Josefstadt. Diesem blieb sie verbunden, auch wenn sie in den folgenden Jahren an namhaften deutschen Bühnen auftrat. Seit 1972 war Zeller Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, dem sie bis zuletzt angehörte – dies war gewissermaßen ihr „Lebenstraum“. 1988 gehörte sie an der Burg zur Besetzung der legendären und skandalisierten „Heldenplatz“-Inszenierung von Claus Peymann. 2006 trat sie bei den Salzburger Festspielen als Jedermanns Mutter auf.
Spätestens mit den 1960er Jahren wirkte Zeller vermehrt in TV- und Kinoproduktionen mit. Zu den ersten Höhepunkten zählte das Fernsehspiel „Passion eines Politikers“ (1970) an der Seite Helmut Qualtingers und unter der Regie von Zellers erstem Ehemann Otto Anton Eder. Teilweise brillierte sie in Verfilmungen von Standard-Stoffen (vom „Sommernachtstraum“ bis zum „Schwejk“), in klassischen Serien wie „Tatort“, aber auch in österreichischen TV-Höhepunkten wie „MA 24–12“ oder „Braunschlag“ oder publikumsträchtigen Produktionen wie „Julia – eine ungewöhnliche Frau“ oder „Oben ohne“.
Zeller arbeitete mit namhaften Regisseuren wie Axel Corti, Walter Davy, Dietmar Schönherr, Peter Patzak, Robert Dornhelm, Harald Sicheritz, Wolfgang Murnberger, Michael Glawogger, Reinhard Schwabenitzky oder David Schalko sowie immer wieder mit Xaver Schwarzenberger. Zu bekannten Produktionen zählen – man kann nicht alle aufzählen – u.a. „Die Ameisenstraße“ (1995), „Der Unfisch“ (1997), „Wanted“ (1999), „Zuckeroma“ (2004) oder „Wie man leben soll“ (2011).
Größte Bekanntheit erlangte Bibiana Zeller aber in ihrer Serien- und Kinorolle in „Kottan ermittelt“ (1976–1983, 2010), wo sie die leidgeplagte und verletzliche, aber zunehmend selbstbewusste und emanzipierte Ehefrau des Titelantihelden spielte. Als „Ilse Kottan“ war Zeller weltberühmt in Österreich – und weithin beliebt. Während die Polizeiermittler, die Helmut Zenker und Peter Patzak agieren ließen, (zunächst) eher für Skandale und Unverständnis sorgten, war Ilse die gute Seele der Serie, die mit feinem Humor und Hang zum Skurrilen den Herren Kottan, Pilch, Schremser und Schrammel Paroli bot.
Privat und im persönlichen Umgang war Bibiana Zeller eine herzensgute und auf Anhieb sympathische Frau. Das bedeutet aber nicht, dass sie es allen recht gemacht hätte, denn sie hatte durchaus ein klares Verständnis dafür, was falsch und was richtig ist – künstlerisch, gesellschaftlich, politisch. Doch auch hierbei, im Falle von Kritik, behielt sie stets die Contenance und brachte ihre Standpunkte immer mit Stil und subtilem Humor, nichtsdestotrotz deutlich zum Ausdruck.
Nun ist die großartige Bibiana Zeller im Alter von 95 Jahren gestorben. Es bleibt eine Lücke, die nicht zu füllen sein wird – aber auch ein umfangreiches Werk, an dem sich noch Generationen erfreuen werden.