Karl Wiesinger: ›Vorwärts, Genossen, es geht überall zurück.‹
»warum nicht weg von linz? ich liebe die umgebung, ich bin schon zu bequem zum übersiedeln und es würde mich zuviel geld kosten. und mein bequemes heim auszutauschen gegen snobkontakte in snobkellern in münchen oder wien, das schiene mir ein schlechter tausch«
Linz/Oberösterreich. Karl Wiesinger, gebürtiger Linzer (1923–1991), ist einer der Autoren, denen in den Zeiten des Kalten Krieges die Anerkennung für ihr literarisches Wirken verwehrt wurde, weil sie bekannte Kommunisten waren. Seinen Roman „Achtunddreißig“, der sich mit der Annexion Österreichs durch das faschistische Deutschland beschäftigte, versuchte Wiesinger vergeblich in westdeutschen oder österreichischen Verlagen zu veröffentlichen. 1967 übernahm dies der Aufbau-Verlag, wobei der KPÖ-eigene Globus-Verlag einen Teil der Auflage übernahmen. Sein darauffolgendes Werk „Genosse Spartacus“ (1972) wurde von keinem Verlag veröffentlicht.
Pseudonym gegen Kalten Krieg in der Literaturszene
Die Zurückweisungen nahm er zum Anlass, unter einem Pseudonym – als Max Maetz – zu schreiben, mit Erfolg. Nachdem er unter diesem publizieren konnte und im Literaturbetrieb gefeiert wurde, ließ er seine Kunstfigur Maetz dann bei einem angeblichen Traktorunfall sterben und lud ihm auf den Leim gegangene Journalisten zu einer Trauerfeier ein. Dies führte in Österreich zu einem Skandal.
1974 erschien „Der rosarote Straßenterror“ von Wiesinger. Der Roman beschäftigte sich mit dem Oktoberstreik von 1950, den der Gewerkschaftsführer Franz Olah mittels einer kommunistischen Putschlegende von Bauarbeitern niederzuknüppeln ließ. „Standrecht“, sein dokumentarischer Roman über den Februar 1934, wurde kurz darauf veröffentlicht. Wiesingers letzter Roman, der zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde, ist „Der Wolf“, in dem es um eine Mordserie an Landsern in Oberösterreich während der NS-Zeit geht.
Politisch gestaltete sich sein Weg so, dass Wiesinger nach dem Einzug in die Wehrmacht 1941 versuchte, den Wehrwillen seiner Kameraden mittel russischer und britischer Radiosendungen sowie Gesprächen zu beeinträchtigten. Er verübte Sabotageakte und wurde daraufhin verhaftet und angeklagt. Nach seiner Freilassung wurde er 1944 als Kontaktmann der Welser Widerstandgruppe erneut verhaftet und wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustandes erneut freigelassen. Nach Kriegsende wurde Wiesinger KPÖ Mitglied und stellte sich in den Auseinandersetzungen auf die Seite der Marxisten-Leninisten der Partei. Wiesinger schrieb unter anderem in der „Neuen Zeit“, dem Parteiorgan in Oberösterreich.
Anlässlich einer Ausstellung zum Leben und Werk von Wiesinger, die im Stifter Haus in Linz vermutlich bis November von Di-So zu sehen sein wird, erinnern wir an Karl Wiesinger.
Quellen: Sitfter Haus, Alfred Klahr Gesellschaft und junge welt