Kiew/Nyon. Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft muss das Nationalteam der Ukraine seine Trikots ändern. Nachdem Russland am Montag eine Beschwerde gegen die Dresse eingereicht hatte, verkündete die UEFA am Donnerstag, dass die Trikots tatsächlich gegen die Grundprinzipien des Ausrüstungsreglements des europäischen Verbandes verstoßen. Konkret handelt es sich dabei um den am Shirt-Kragen angebrachten Slogan „Ehre unseren Helden“. Dieser wurde von Russland als politische Botschaft eingestuft, da der Ausspruch vor allem durch die antirussischen Proteste 2014 an Bekanntheit gewann.
Ein weiteres, durchaus als politisch zu interpretierendes Designelement der ukrainischen Trikots wurde von der UEFA jedoch als regelkonform klassifiziert: Ein grober Umriss der Landesgrenzen, einschließlich sowohl der von pro-russischen Milizen kontrollierten Donbass-Region, d.h. der dort proklamierten Volksrepubliken von Donezk und Lugansk, als auch der Halbinsel Krim, deren Bevölkerung im Rahmen eines Referendums 2014 für einen Anschluss an Russland gestimmt hatte.
Auch das wurde vom russischen Fußballverband sowie von russischen Regierungspolitikern stark kritisiert. Der Parlamentarier Dmitri Swischtschjow, Mitglied des Staatsduma-Ausschusses für Sport, erklärte die Trikots für unangemessen und fügte hinzu: „Dann sollen unsere Spieler in T‑Shirts auf den Platz gehen, auf denen die Umrisse des russischen Reiches abgebildet sind, das Polen, die Ukraine und Finnland einschließt.“
Ihre Entscheidung begründete die UEFA mit der Tatsache, dass die meisten Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die Krim weiterhin als Teil der Ukraine anerkennen, die territorialen Grenzen also so liegen, wie auf dem Design grob dargestellt.
Mit dem Beschluss der UEFA, zumindest den antirussischen Slogan auf den Trikots zu verbieten, gibt sich der russische Verband jedoch durchaus zufrieden.
Anders die Ukraine. Noch am Dienstag lobte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das Design explizit aufgrund seiner politischen Botschaften und meinte, es wisse „wie man schockiert“. Für den ukrainischen Fußballverband ist die Causa, trotz des offiziellen Beschlusses der UEFA, noch nicht endgültig beendet. Verbandspräsident Andrij Pawelko reiste für „Notfallgespräche“ sogar extra nach Rom, um das alte Trikotdesign doch noch zu retten.
Am 21. Juni trifft die Ukraine im dritten Gruppenspiel auf Österreich, wohl ohne antirussischen Slogan am Kragen.
Quelle: ORF