Das chinesische Weltraumprogramm brachte am Samstagmorgen erfolgreich ein Forschungsfahrzeug auf den roten Nachbarplaneten der Erde.
Peking/Utopia Planitia. Das Raumfahrtprogramm der Volksrepublik China hat am Morgen des 15. Mai einen neuen Meilenstein erreicht: Das Landemodul des – natürlich unbemannten – Raumschiffes Tianwen‑1 setzte auf der Oberfläche des Planeten Mars auf und hatte dabei den Rover Zhurong an Bord. Das Fahrzeug, das nach einem vorkonfuzianischen chinesischen Feuergott benannt ist, wird nun in den kommenden Monaten in der nördlichen marsianischen Tiefebene Utopia Planitia mit einer Geschwindigkeit von 0,4 km/h unterwegs sein und Daten sammeln, die wiederum auf die Erde übermittelt werden. Hierbei geht es um die Oberflächenanalyse sowie um geologische und klimatische Informationen, die der 240 Kilogramm schwere Zhurong-Rover mittels seiner wissenschaftlichen Instrumente beschaffen soll.
Die gesamte Operation war von langer Hand geplant und akribisch vorbereitet worden, etwa zehn Monate war die Tianwen‑1 zum roten Planeten unterwegs. Das Landesmanöver verlangte große Präzision und Sorgfalt. Zugegebenermaßen hat die Volksrepublik China ihre Marssonde nicht zu einem vergleichbaren medialen „Showevent“ aufgeblasen, wie es zuletzt die NASA mit der ihrigen getan hat – dafür dürften aber die Forschungsergebnisse relevanter werden. Für die chinesische Raumfahrt handelt es sich jetzt schon um einen großen Erfolg, der an andere anschließt: Binnen vergleichsweise kurzer Zeit gelang es, im Bereich der Weltraumtechnologie zu einer führenden Nation zu werden, dafür stehen auch die Entwicklung des Raumfähren-Programms sowie nicht zuletzt der Beginn des Aufbaus einer Raumstation der VRC mit vergangenem April. Die chinesische Marsmission ist insofern nur ein Aspekt umfassender Bemühungen und Fortschritte.
Die historisch erste Marslandung gelang der Sowjetunion im Jahr 1971, später zogen die USA nach. In Washington und Houston träumt man schon seit einiger Zeit wieder von einem bemannten Flug zum Mars, einstweilen muss man bei der NASA und ihren privatkapitalistischen Partnern freilich schon froh sein, wenn man eigenständig und unfallfrei zur ISS kommt. Für 2022 planen einerseits die europäische ESA und die russische Roskosmos eine gemeinsame Marslandung, andererseits die japanische ISAS. Das Hauptaugenmerk Chinas dürfte in nächster Zeit der Raumstation Tiangong‑3 gelten.
Quelle: Der Standard