Buenos Aires. Die Argentinierinnen und Argentinier, die mit einer der höchsten Inflationsraten der Welt von 104 Prozent – Tendenz steigend – zu kämpfen haben, müssen zunehmend sparen. Die Gehälter bleiben selbstredend hinter den Preisen zurück. Das führt zu Wut und Frustration über die Regierung des Landes.
Inflationsrate von 130 Prozent
Das südamerikanische Land, ein wichtiger Getreideexporteur und die zweitgrößte Volkswirtschaft der Region, dürfte allein im April einen Preisanstieg von 7,5 Prozent gegenüber dem Vormonat verzeichnet haben, wie eine Reuters-Umfrage unter Analysten zeigt. Die Inflationsrate für das Jahr dürfte bei 130 Prozent liegen.
Das hat jeden vierten Menschen in Argentinien in die Armut getrieben. Die schwindenden Reserven der Zentralbank bedrohen nun die Finanzen der Regierung.
„Land der Bettler“
„Sie haben uns in ein Land der Bettler verwandelt“, sagte Carlos Andrada, ein 60-jähriger selbständiger Arbeiter, gegenüber Reuters, als er auf einem Markt in den Vororten der Hauptstadt Buenos Aires an einem Gemüsestand nach günstigen Angeboten suchte.
„Man ist verzweifelt, denn nachdem man sein ganzes Leben lang gearbeitet hat, muss man kämpfen, um eine Tomate oder einen Paprika zu bekommen“, erklärte er.
Historische Dürre
Die fragile wirtschaftliche Situation Argentiniens wurde durch eine historische Dürre im letzten Jahr noch verschärft, die die Sojabohnen‑, Mais- und Weizenexporte in den Keller drückte, die Devisenreserven aufzehrte und die Regierung daran hinderte, die Währungsschwäche zu bekämpfen.
Die Volatilität auf dem Devisenmarkt, die dazu führte, dass der argentinische Peso im letzten Monat auf den Parallelmärkten Rekordtiefs von fast 500 Dollar erreichte, hat die Preise weiter in die Höhe getrieben und Argentiniens riesiges Darlehensabkommen mit dem Internationalen Währungsfonds in Höhe von 44 Milliarden Dollar belastet.
Quelle: Reuters