Kinshasa. Was genau am Sonntag in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, geschehen sein soll, ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Laut Angaben der Armee wurde ein Putschversuch vereitelt, an dem mehrere Personen aus dem Ausland beteiligt gewesen sein sollen. Armeesprecher Sylvain Ekenge erklärte im staatlichen Rundfunk, dass der Anführer der Gruppe ein eingebürgerter US-Amerikaner namens Christian Malanga gewesen sei. Darüber hinaus seien auch ein eingebürgerter Brite, die Nummer zwei der Gruppe, sowie Malangas Sohn Marcel beteiligt gewesen. Insgesamt wurden etwa 40 Personen verhaftet und vier getötet, darunter auch Christian Malanga.
Den offiziellen Berichten zufolge sei der Putsch schlecht geplant gewesen. Die Putschisten hatten offenbar ursprünglich vor, die Wohnsitze von Premierministerin Judith Suminwa und Verteidigungsminister Jean-Pierre Bemba anzugreifen, konnten diese jedoch nicht finden und griffen stattdessen das Anwesen des Wirtschaftsministers Vital Kamerhe an. Kamerhe und seine Familie blieben unverletzt, jedoch wurden zwei Polizisten getötet. Das Haus von Kamerhe liegt in der Nähe des Präsidentenpalastes, dem Amtssitz von Staatspräsident Félix Tshisekedi, in den die Putschisten ebenfalls eindrangen und unter anderem die Fahne des alten Zaire hissten.
Die US-amerikanische Botschafterin in der DR Kongo, Lucy Tamlyn, äußerte sich besorgt über die Berichte, dass US-Bürger in den Putschversuch verwickelt gewesen sein sollen. Die Infoseite Afrik.com zweifelte an der offiziellen Darstellung und stellte die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Putschversuch handelte oder ob dies nur eine Inszenierung war, um eine neue Repressionswelle zu rechtfertigen. Präsident Tshisekedi wurde Ende Dezember mit über 70 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, hat jedoch rund fünf Monate nach der Wahl noch keine Regierung gebildet.
Quelle: junge Welt