Chicago/East Hanover, NJ. Die Kolleginnen und Kollegen des US-Unternehmens Nabisco (National Biscuit Company), dem Hersteller von Snacks wie „Oreos“ oder „Ritz“-Crackern streiken aktuell in fünf Bundesstaaten. Die Gewerkschaftsführung hält fest, dass der Konzern zu einer Zeit, in der der Absatz von Snacks hoch ist, unnötige Vertragszugeständnisse durch die Belegschaft anstrebe. Es stehen Änderungen im Zusammenhang mit den Arbeitszeiten, Überstunden und anderem mehr zur Debatte, gegen die sich die Kolleginnen und Kollegen wehren.
Die Arbeitsniederlegung begann bereits am 10. August in einer Keksbäckerei in Portland (Oregon) und hat sich seither auf etwa 1.000 Beschäftigte in Aurora (Colorado), Richmond (Virginia), Chicago (Illinois) und, seit Montag, in einem Vertriebszentrum in Norcross (Georgia) ausgeweitet. Die Kolleginnen und Kollegen werden von der Bakery, Confectionery, Tobacco Workers and Grain Millers International Union (BCTGM) vertreten, die in diesem Sommer an einem 19-tägigen Streik in einem Frito-Lay-Werk in Kansas beteiligt war.
Die Muttergesellschaft von Nabisco, Mondelez International mit Sitz in Chicago, stellt weiterhin Snacks mit nicht gewerkschaftlich organisierten Mitarbeitern her, obwohl drei ihrer vier US-Bäckereien von dem Streik betroffen sind. Für die gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen in allen fünf Bundesstaaten gilt ein einziger Vertrag, der heuer im Mai auslief.
Die Gewerkschaftsführer beklagen, dass Nabisco versucht, mehr Arbeitsstunden aus seinen Mitarbeitern herauszuquetschen und gleichzeitig weniger Überstunden zu bezahlen, selbst wenn einige Arbeiter 16-Stunden-Schichten übernehmen, um den durch die Pandemie ausgelösten Anstieg der Snack-Verkäufe zu bewältigen. Sie äußern auch ihre Besorgnis über zwei kürzlich erfolgte Fabrikschließungen in Georgia und New Jersey, die nach Ansicht der Gewerkschaft Teil einer breit angelegten Kampagne zur Verlagerung in Niedriglohnländer wie Mexiko sind. Und sie fordern außerdem den Konzern auf, den Pensionsplan wiederherzustellen, der vor drei Jahren durch einen 401(k)-Plan ersetzt wurde.
Weltgewerkschaftsbund solidarisiert sich
Die Kolleginnen und Kollegen „fordern Nabisco auf, die Auslagerung von Arbeitsplätzen nach Mexiko zu beenden und von der lächerlichen Forderung nach Vertragszugeständnissen abzusehen, während das Unternehmen Rekordgewinne erzielt“, so BCTGM-Präsident Anthony Shelton in einer Erklärung laut „Washington Post“.
Der Weltgewerkschaftsbund, die kämpferische Stimme von 105 Millionen Arbeitnehmern in 133 Ländern der Welt, bekundet seine Solidarität mit den Arbeitnehmern der Nabisco Company in den USA und bekräftigt die Legitimität der Forderungen der Streikenden.
Große Nachfrage nach Snacks und hohe Profite
Die Streiks finden zu einer Zeit statt, in der Unternehmen im ganzen Land unter einem lang anhaltenden Arbeitskräftemangel leiden, der die Situation der Beschäftigten verschärft. Die Streiks fallen auch mit steigenden Rohstoffpreisen zusammen, die durch Weitergabe an die Kundinnen und Kunden die Kassen von Snackherstellern wie Nabisco füllen, die für das letzte Quartal einen Umsatzanstieg von zwölf Prozent meldeten.
Der Vorstandsvorsitzende und CEO Dirk Van de Put hatte im vergangenen Jahr eine Gesamtvergütung von 16,8 Millionen Dollar, wie aus den vom Economic Research Institute analysierten Unternehmensangaben hervorgeht. Gleichzeitig sollen die Arbeitsstandards gedrückt werden, um die Profite weiter zu steigern.
Quelle: Washington Post/WGB